Wien - In Österreich geht die Zustimmung zur EU laufend zurück, wie regelmäßige Umfragen zeigen. Für Altbundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) ist es unverständlich, warum die österreichische Politik nichts dagegen unternimmt. "Das ist meine Wahrnehmung und gleichzeitig meine Kritik", sagte Vranitzky im Ö1-Morgenjournal des ORF-Radios. Der Grund für die negative EU-Stimmung sei nicht nur zu wenig Information, sondern auch zu wenig Identifikation mit dieser Idee und diesem Projekt.

Seine Kritik will Vranitzky aber nicht an einer Person wie der seines Nachfolgers Alfred Gusenbauer (SPÖ) festmachen. "Das betrifft in gewisser Hinsicht alle." Die Vorbehalte der Menschen gingen oft am Thema vorbei. "Hier werden Fragen gestellt, die in dem Verfassungsvertrag überhaupt nicht angesprochen sind. Hier werden vollkommen grundlos Ängste geschürt."

"EU besteht aus uns selber"

Kritik an der EU sei gerechtfertigt und gehöre zum Wesen der Politik, betont Vranitzky. Die Politik müsse aber klar machen, dass die EU nicht aus den Angestellten der Brüsseler Hauptverwaltung bestehe, "sondern die EU besteht aus uns selber".

Weiters sagte Vranitzky: "Die österreichische Bundesregierung, der Bundeskanzler, die Außenministerin, die Minister, sind in Wirklichkeit unsere maßgeblichen Vertreter und Repräsentanten in diesem europäischen Einigungswerk. Und nichts kann irgendein Bürokrat entscheiden, was die Politik nicht selber will oder durchführt. Nur die Politik muss sich dieser Aufgabe stellen."

Europa-Bewusstsein neu beleben

Auch Vertreter pro-europäischer Organisationen haben am Mittwoch in einer Pressekonferenz die Bundesregierung aufgefordert, das Vertrauen der Österreicher in das europäische Projekt zu stärken. Das Europa-Bewusstsein der Bürger gehöre neu belebt und die Akzeptanz der Österreicher nicht nur in die EU, sondern auch in die europäische Integration als solche gestärkt, wurde von den anwesenden Vertretern Werner Fasslabend (Österreichische Föderation der Europahäuser), Friedhelm Frischenschlager (Europäische Föderalistische Bewegung) und Karl Georg Doutlik (Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Wien) betont. (APA)