Einer gegen die "Meute": Die üblichen Fragen der Rateshows im eindrucksvollen MMC-Studio.

Foto: ORF/Milenko Badzic
Sechs Sekunden ist die Frist, die der Masse an Gegnern in der neuen ORF-Rateshow "1 gegen 100" bleibt, um die Quizfragen zu beantworten. Etwas länger dauert es, den Vorspann dieses Artikels zu lesen. In sechs Sekunden müssen die zu Beginn des Spiels hundert Rätsellöser nicht nur überlegen, wie viele Stoßstangen einander beispielsweise berühren, wenn vier Autos hintereinander geparkt sind, sondern auch den richtigen Antwortknopf gedrückt haben.

Das ist natürlich ein Auswahlverfahren, denn ewig spielen kann man nicht. Die Sendung dauert 45 Minuten. Das Sendungskonzept, das Wissen einer einzelnen Person gegen das von 100 Gegenspielern zu stellen, bewegt sich naturgemäß innerhalb eines strengen Limits.

Im "Ring"

Einzelkandidaten, die gemeinsam mit Moderator Klaus Eberhartinger im "Ring" des Studios stehen, vor dem die Wand der Gegenspieler mit den bunt leuchtenden, multifunktionalen LED-Flächen (Details zur Technik im Artikel hier) aufgebaut ist. Ihr Ziel ist es, idealerweise alle Gegner zu schlagen. Pro zehn ausgeschiedenen Spielern klettert er auf dem "Geldbaum" eine Stufe höher. Schafft er es, gegen alle 100 zu bestehen, ob er tatsächlich schlauer ist als diese oder nicht, geht er mit 100.000 Euro heim. - Umgekehrt teilen sich die verbleibenden Gegenspieler den bislang erspielten Gewinn, wenn der Einzelspieler falsch antwortet.

"Meute" nennen die verantwortlichen ORF-Redakteure (Stefan Zechner und Unterhaltungschef Edgar Böhm) diese Gegenspieler, in den USA sind sie der "Mob". Denn die österreichische Version des Spielformats, das Endemol bislang an 25 Länder verkauft hat, orientiert sich an der amerikanischen Variante der Show, nur leicht wurden die Spielregeln abgeändert.

Wenig Zeit für die "Schmähs"

Wie schon bei dem erfolgreichen Vorgänger "Millionenshow" (man profitiere stark von der eingespielten Infrastruktur der "Millionenshow") teilt sich der ORF die Dekoration in den Kölner MMC Studios mit RTL: Dort soll die Show bald, in einer 25-minütigen Ausgabe, im Vorabendprogramm laufen. Mit der Entscheidung, "1 gegen 100" im Freitaghauptabendprogramm zu senden, erhofft sich Böhm immerhin einen Marktanteil von bis zu 30 Prozent.

Bei den ersten Aufzeichnungen in Köln waren die Nachteile des Formats rasch klar: Eberhartinger blieb in seiner Moderation wenig Zeit für die "Schmähs", die er bei den "Dancing Stars" stets parat hatte. Der Spaßfaktor für die Zuseher wird ausschließlich vom Charisma des Einzelspielers und der Laune der "Meute" ausgemacht - der es mitunter ganz nüchtern darum geht, möglichst schnell möglichst viel abzuräumen, ohne sich lange mit Plaudereien aufzuhalten.

Der ORF betreibt, etwa mit der "Meute", die eingeflogen wird, sehr viel Aufwand, um ein bei weitem weniger spektakuläres Ergebnis zu erzielen. Letztendlich ist "1 gegen 100" eine Rateshow wie jede andere auch: mit denselben Fragen, die der Zuseher daheim oft besser weiß als einer - oder hundert - im Fernsehen. (Isabella Hager, DER STANDARD; Printausgabe, 10.4.2008)