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Auch die geringe Zahl an Betriebsräten wird wiederholt moniert.

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Lidl will Kundenvertrauen zurückgewinnen Mit Flugblättern und Online - In Österreich Ladendetektive nur punktuell im Einsatz - Umsatzeinbußen nach Aufdeckung der Überwachungsaffäre Wien/Mainz (APA/dpa) - Der Diskonter Lidl, der wegen seiner Überwachungsaffäre ins Gerede gekommen ist, will das Kundenvertrauen wieder zurückgewinnen. In einer Kundeninformation, die in den österreichischen Filialen aufliegt und auch online abrufbar ist, wird betont, "dass der punktuelle Einsatz von Ladendetektiven bei Lidl in Österreich immer nur in Abstimmung mit der betroffenen Filiale und den dort beschäftigten Mitarbeitern zur Vermeidung und Aufklärung von Ladendiebstahl bzw. zum Schutz der Filialmitarbeiter bei Einbruchsfällen und Überfällen stattfindet."

Die Bespitzelung und Überwachung von Mitarbeitern stehe in völligem Gegensatz zu den Führungsgrundsätzen, heißt es in der Information weiter. Sie seien auch zu keinem Zeitpunkt in Auftrag gegeben worden. Verdeckte Videoüberwachungen kommen bei Lidl Österreich nicht zum Einsatz. Außerdem existieren in den österreichischen Filialen keine Kameraanlagen, die eine Einsicht der EC-Kartenterminals ermöglichen.

Ein großes Problem stelle die zunehmende Kriminalität durch Diebstahl und daraus resultierende Inventurverluste im gesamten Einzelhandel dar. Jedes Unternehmen werde dadurch in Millionenhöhe belastet.

Für weitere Fragen stehe Lidl mit einer Hotline zur Verfügung. Die Anzahl der besorgten Kunden, die bisher von dem Angebot nach mehr Information Gebrauch machten, hielt sich laut Lidl in Grenzen", berichtete die "Presse" in ihrer heutigen Ausgabe.

Ladendiebstahl in Österreich

Laut Auskunft der Wirtschaftskammer (WKÖ) beläuft sich das Ausmaß des Ladendiebstahls in Österreich mit 0,65 Mrd. Euro auf rund 1,5 Prozent des Einzelhandelsumsatzes von etwa 43,1 Mrd. Euro (2006). Jeweils ein Drittel also je 0,5 Prozent des Umsatzes entfallen auf Diebstahl durch Kunden, durch Mitarbeiter und durch Lieferanten.

Insgesamt musste Lidl nach Aufdeckung der Überwachungsaffäre Umsatzeinbußen hinnehmen. Das erklärte der Konzernchef der Schwarz-Gruppe, Klaus Gehrig, am Mittwochabend in der Sendung "Quergefragt" des deutschen Südwestrundfunks (SWR). Auf die Frage, ob Lidl im Zuge der Berichte über die Vorfälle Umsatzeinbußen habe, sagte er nach Angaben des Senders: "Ja, das haben wir. Einige Kunden haben geschrieben, sie gehen nicht mehr einkaufen und das haben wir auch gemerkt." Dies sei jedoch "der falsche Weg", weil die Kunden damit nicht das Unternehmen, sondern die Mitarbeiter bestraften.

Geringe Zahl an Betriebsräten

Mit Blick auf die vergleichsweise geringe Zahl an Betriebsräten bei Lidl sagte Gehrig laut SWR, das Thema dürfe "nicht allein aus der Lidl-Sicht" gesehen werden. Auch von den anderen Diskontern müssten Betriebsräte eingefordert werden. Was man erlebe sei "doch nicht allein ein Lidl-Problem, sondern eines der Branche". Bisher gibt es nur in 6 der 2.900 deutschen Lidl-Filialen Arbeitnehmervertretungen.

Gehrig räumte laut SWR ein, dass die Mitarbeiter wohl heute noch überwacht würden, wenn das Magazin "Stern" dies nicht aufgedeckt hätte. Gehrig gab zudem bekannt, dass das Unternehmen im abgelaufenen Geschäftsjahr den Umsatz um zwölf Prozent von 44 auf 49 Mrd. Euro gesteigert habe. Die Mitarbeiterzahl der Schwarz-Gruppe liegt bei 260 000. (APA)