Im Osten des Tschad herrsche eine "humanitäre Katastrophe" - und da wäre es eine moralische Verpflichtung des neutralen Österreich, unsere besten Truppen zu entsenden, um den armen Menschen dort zu helfen. So hat Verteidigungsminister Norbert Darabos wieder und wieder für die Beteiligung am Eufor-Einsatz geworben. Ausgerechnet die Sprecherin des Flüchtlingshochkommissariats UNHCR in der Region entzieht Darabos mit ihrer Stellungnahme dieses wichtige Argument - Grüne und Blaue, Pazifisten und Blauäugige werden sich freuen.

Darabos aber kann das egal sein: Innerhalb weniger Wochen hat sich das Bundesheer-Kontingent im Tschad Respekt verschafft - zunächst bei der von Banden drangsalierten Bevölkerung (der herzlich egal sein dürfte, ob man nach Ansicht der UNHCR-Sprecherin noch mehr leiden muss, um als Betroffener einer "humanitären Katastrophe" zu gelten). Denn die Österreicher haben eine in vielen anderen Konflikten bewährte Tradition, mit den Betroffenen zu reden, ihre Sorgen wahrzunehmen und gegebenenfalls auch mit militärischen Mitteln dazwischenzufahren, wenn es gilt, Schwache zu schützen.

Darüber hinaus haben die Soldaten offenbar einen sehr professionellen Job erledigt - das hat Eufor-General Patrick Nash auch dadurch anerkannt, dass er Oberst Heinz Assmann zum Kommandanten der besonders heiklen Sondereinsatzkräfte gemacht hat. Er wird Franzosen und Finnen, Iren und Schweden befehligen - was eine hohe Anerkennung für die österreichischen Streitkräfte bedeutet, die in Afrika sehr viel besser aufgestellt sind als erwartet (und von der Opposition behauptet).

Das tut gut. Denn das Bundesheer wird ohnehin international nicht für voll genommen, da die neutrale Haltung Österreichs international viel weniger geschätzt wird als daheim. Im Tschad kann das Heer Partei ergreifen für die Menschlichkeit. Und das dürfte sich bewähren. (DER STANDARD, Printausgabe, 11.4.2008)