IT-Business
Aufstand der "freiwilligen" AOL-Heimarbeiter
Interessanter Rechtsstreit gegen Internet-Dienst America Online
New York - In den USA kündigt sich ein interessanter Rechtsstreit an, der den
Onlinedienst America Online (AOL) eine Stange Geld kosten könnte, sollten sich noch weitere Kläger
finden. Zwei Amerikaner, die bis vor kurzem auf freiwilliger Basis als Helfer bei AOL mitwirkten,
verlangen laut der New York Times nun rückwirkend ein Gehalt für ihre unbezahlte Tätigkeit.
http://www.nytimes.com/library/tech/99/05/cyber/articles/26aol.html Interessant ist das Verfahren vor
allem auch deshalb, weil inzwischen auch ein österreichischer Internet-Dienst damit begonnen hat,
Freiwillige im Gegenzug für den kostenlosen Internet-Zugang zu sogenannten "Heimdiensten" zu
verpflichten. http://www.yline.com
Zur Zeit beschäftigt AOL nach eigenen Angaben etwa 10.000 solcher Freiwilliger. Sie versehen dabei die
unterschiedlichsten Aufgaben, wie etwa die Moderation von Chat-Räumen, die Überwachung von
Diskussionsforen etc. Als der Dienst vor Monaten ankündigte, daß die AOL-Nutzung für diese Personen
nicht mehr kostenlos sein werde, gingen die beiden Kläger wie einige andere auch in den Streik und
wurden prompt von AOL ihres Amtes enthoben.
Nun fordern die beiden Kläger aber, daß sie rückwirkend für ihre Tätigkeit bezahlt werden sollen. Ihrer
Ansicht nach verstößt die AOL-Praxis gegen gängiges amerikanisches Recht, das im "Fair Labor
Standards Act" einen Mindestlohn für gewerbliche Tätigkeit vorsieht. Der Fall dürfte vor allem deshalb
interessant werden, weil in dem Verfahren geklärt wird, wie Heim-Arbeitsplätze im Sinne dieses
Gesetzes zu bewerten sind.
Durch das Internet hat sich hier die Situation in den vergangenen Jahren erheblich geändert, und es
stellt sich die Frage, ob die Beschäftigung in den eigenen vier Wänden auch als "Beschäftigung" im
Sinne des Gesetzes zu bewerten ist. AOL ist nach Angaben der New York Times der Auffassung, daß
es sich nicht um ein Beschäftigungsverhältnis handelt. Die Helfer seien vielmehr als "Freiwillige"
anzusehen, die keinen Lohn beanspruchen können. Problematisch ist dabei allerdings, daß AOL von
der Arbeit dieser Freiwilligen kommerziell profitierte. (intern.de/ws/pte)