Als Dauerbrenner sieht ein Kollege die großen Mengen an Brotwaren aus Supermärkten, die täglich retour an die Produzenten gehen. Der Anteil liege oft bei mehr als 25 Prozent und sei derzeit so hoch wie nie. Der Grund für den massiven Anstieg seien das wachsende Sortiment und die längere Ladenöffnung. Die Bäcker lieferten de facto auf Kommission. "Kostenlose Abenddekoration für den Handel", formuliert es einer von ihnen spitz. Spar und Billa könnten sich eben abends keine leeren Regale leisten. Folge: mehr Essbares in Mülltonnen, Tierfutterproduktionen und Gasanlagen.
Kunden wollen volle Regale
Bei Billa liege der Anteil an Retourware bei Brot bei unter 20 Prozent, sagt Konzernsprecherin Corinna Tinkler. Die Kette backe vieles frisch, das Angebot ließe sich daher einfacher steuern. Doch anders als bei Diskontern erwarte sich der Kunde von Vollsortimentern das gesamte Frischeangebot bis zum Ladenschluss. "Niemand kann es sich erlauben, abends keine Kornspitz oder Kaisersemmeln zu führen."
Vom Brotabverkauf kurz vor Ladenschluss hält Bäcker Mann nichts: Mancher Kollege in Graz, der das praktiziere, würde es lieber rückgängig machen, da die Kunden ihm nur noch ab 17 Uhr die Filialen stürmten, meint Mann.
In Europa landen täglich Tonnen an Lebensmitteln auf dem Müll. Im Schnitt entsorgt ein Österreicher im Jahr 40 Kilo an Nahrungsmitteln, meist noch originalverpackt, zeigt eine im Februar veröffentlichte Analyse der Universität für Bodenkultur Wien. Dazu kommen täglich Tonnen an Lebensmitteln, die direkt von den Handelsregalen in den Abfall wandern.
Zweite Chance