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Thailand produziert im fruchtbaren Tal des Chao-Praya-Flusses genug, um die Bevölkerung zu ernähren. Exporte müssen jedoch gedrosselt werden.

Foto: EPA/Walton
Erste Hamsterkäufe wurden beobachtet.

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Er isst am liebsten gebratenen Reis mit Schweinefleisch und streut kräftig roten Chili obendrauf, sagt Som Suk. Der kleine alte Mann sitzt in der Sala-Daeng-Straße in Bangkok auf einem Holzschemel und steckt gewissenhaft fein duftende Yasminblüten auf einen Draht, den er zu einem Ring schließt und obendrauf eine rote Rose knüpft. Fünf Baht (zehn Cent) kostet so eine Opfergabe, wie sie von den Thais täglich in die Tempel gebracht werden. Som Suk muss sechs solcher Blumengirlanden verkaufen, um sich sein Lieblingsreisgericht um 30 Baht in der Straßenküche gegenüber holen zu können.

Zuhause verbrauche seine große Familie fast einen ganzen Sack Reis pro Woche, erzählt Som Suk, da spüre man die Preissteigerungen. Kann gut sein, dass die Familie für einen Sack Reis beim Kleinhändler mehr bezahlt als noch vor ein paar Monaten, die Realität im großen Supermarkt sieht - noch - anders aus. "Wir haben bisher die Preise nicht erhöht", sagt Mundy Cheng, Generalmanager bei der Central Food Retail Company, die mit 120 "Tops"-Filialen eine der größten Supermarktketten Thailands betreibt. "Das hängt von unseren Lieferanten ab, aber es könnte bald sein, dass wir zwischen ein und fünf Baht je Kilo Reis erhöhen." Im Regal mit den Fünf-Kilo-Reissäcken stehen Preise zwischen 160 und 260 Baht (3,20 bis 5,20 Euro) je nach Qualität angeschrieben.

Drei Säcke pro Familie

Auffallend ist ein extra Zettel, der an die Reisregale geklebt ist: "Maximal drei Säcke Reis pro Familie." Manfred Weibl, gebürtiger Innsbrucker und Projektmanager bei der Supermarktkette, kann die unübliche Maßnahme erklären: " Wir haben vor zwei Wochen zum ersten Mal bemerkt, dass die Leute beginnen, sich zu Hause ein Reislager anzulegen. Die Menschen hier haben Angst vor Preissteigerungen." Wenn man bedenkt, dass die Thais sechs- bis achtmal am Tag essen und meist die Hälfte ihrer Mahlzeiten Reis enthält, ist das verständlich.

Von Krisenmeldungen, wie sie derzeit aus Haiti oder Pakistan wegen der Reisknappheit zu hören sind, ist man aber in Thailand weit entfernt. Paul Risley, Sprecher für das World Food Programme in Asien, sieht auch keinen Grund dafür: "Versorgungsprobleme gibt es hier nicht. Thailand ist ein reiches Land und größter Reisexporteur der Welt. Es gibt in der Bevölkerung eine stabile Mittelschicht, die Preisschwankungen verkraftet." Diese Mittelschicht findet es ohnehin cooler, Burger und Pommes zu essen.

Vier Ernten

Thailand ist tatsächlich in einer bequemen Lage: In dem Land wird mit bis zu vier Ernten im fruchtbaren Tal des Chao-Praya-Flusses genug produziert, um den Bedarf im Inland decken zu können. Der Reisüberschuss wird exportiert. Thailand ist derzeit das einzige Reisproduzierende Land, das keine Exportbeschränkungen erlassen hat - im Gegensatz zu Vietnam oder Indien.

Tops-Manager Cheng ist gespannt, wie sich die Reisexportgesellschaft Thailands in ihrer Preispolitik weiter verhält. "Die können jetzt unglaublich viel Geld machen - und Thai-Geschäftsleute sind clever", sagt der gebürtige Hongkong-Chinese. (Andrea Waldbrunner aus Bangkok, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12./13.4.2008)