Sieben Monate sind eine lange Zeit. So lang ist es her, dass Eigentümer und Aufsichtsrat reiner Wein über die Spekulationsgeschäfte der hochverschuldeten ÖBB eingeschenkt wurde. Seither ist viel passiert. Der Wertberichtigungsbedarf explodierte auf gut 400 Millionen Euro, die Regierung sucht noch immer einen komfortablen Exit für die Akteure.

Um den Steuerzahlern, zu deren Lasten die unerhörten Vorgänge in der mit öffentlichem Geld vollgepumpten Staatsbahn gehen, Aktivität vorzuspiegeln, wurde Gutachten um Gutachten bestellt. Einzige Konsequenz: ÖBB-Chef Martin Huber (schwarz) wird zurücktreten, darf dafür bis Oktober 2009 Konsulent spielen. Sein Vorstandskollege Erich Söllinger (schwarz), als Finanzchef verantwortlich für den hinterm Rücken des Aufsichtsrats durchgeführten Swap-Deal, soll noch ein Jahr bleiben, weil die ÖVP darauf besteht.

Das macht die Causa noch unappetitlicher, als sie ohnehin schon ist. Denn um den – wegen fragwürdiger privater Immobiliengeschäfte mit ÖBB-Partnern ohnehin unhaltbaren – ÖBB-General loszuwerden, hat sich Verkehrsminister Werner Faymann (rot) auf einen ungustiösen Kuhhandel (rot-schwarz) eingelassen: Er würde Ex-Güterverkehrschef Gustav Poschalko (rot), den letzten echten Eisenbahner, auf dem Altar des Postenschachers opfern und bei vollen Bezügen spazieren schicken.

Letzte Hoffnung: Wenigstens im ÖBB-Aufsichtsrat sitzt nicht nur Stimmvieh. Das Kontrollorgan hat eine Hauptversammlung verlangt, in der Eigentümervertreter Faymann Farbe bekennen muss. Nun kann der smarte Regierungskoordinator zeigen, was ihm Aktienrecht und Steuerzahlers Geld wert sind. Kratzt er jetzt nicht die Kurve, passt er nur allzu gut hinein, in die rot-schwarze Geisterbahn. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.4.2008)