Wien - Dass Rechnungshof und Umweltbundesamt in punkto Klimaschutz Alarm schlagen, hat einen guten Grund: Die Uhr tickt. Bereits am 1. Jänner hat die sogenannte Zielperiode für das Kyoto-Protokoll begonnen. Darin hat sich Österreich verpflichtet, im Durchrechnungszeitraum 2008 bis 2012 seine Treibhausgasreduktionen gegenüber 1990 um 13 Prozent zu senken. Konkret bedeutet das: Entweder wird das Ziel Jahr für Jahr korrekt eingehalten, oder der Überschuss summiert sich bis 2012. Ein Fehlbetrag aus 2008 müsste also 2009 zusätzlich eingespart werden, jener aus 2009 im Jahr 2010 und so weiter.

Die Daten über die heimischen Treibhausgasgasausstöße liegen immer mit einer Verzögerung von zwei Jahren vor. Daher lässt sich derzeit noch keine Aussage über die tatsächlichen Emissionen machen, sehr wohl zeichnet sich aber ein deutlicher Trend ab: 2006 gab es zwar ein leichtes Minus, bis zur tatsächlichen Erreichung des Zieles klafft aber mit 91,1 Millionen Tonnen immer noch eine große Lücke: Statt 13 Prozent unter dem Wert von 1990 liegt Österreich mit Stand vor zwei Jahren ganze 15 Prozent bzw. 22,3 Mio. Tonnen darüber.

Wie in der Klimastrategie 2007 festgeschrieben wurde, sollen neun Millionen Tonnen in Form von Zertifikaten aus "grünen" JI/CDM-Projekten zugekauft werden. Dabei zahlt Österreich etwa bei umweltfreundlichen Kraftwerken in Entwicklungs- und Transformationsändern mit, und bekommt dafür Verschmutzungsrechte gutgeschrieben. Damit bleiben unterm Strich 13,3 Millionen Tonnen übrig, die eingespart werden müssen.

Die Sorgenkinder

Das sind die Sorgenkinder: Die größte Abweichung vom Ziel hat nach wie vor der Sektor Verkehr, der seit 1990 um 83,5 Prozent mehr Treibhausgase ausstößt und immerhin für ein Viertel der Gesamtemissionen verantwortlich ist. Anstiege statt Rückgänge gab es auch bei der Energieerzeugung (plus 12,3 Prozent, Anteil am Gesamtausstoß 17 Prozent) und Industrie (14,5 Prozent, Anteil am Gesamtausstoß 27,8 Prozent).

Eine kleine Einsparung gab es bei der Raumwärme mit minus sechs Prozent (Anteil am Gesamtausstoß 15,6 Prozent), allerdings ist das auch erst fast die Hälfte der nötigen Reduktionen. Geschafft werden dürften die erforderlichen Emissionsminderungen nach Ansicht des Umweltbundesamtes zumindest bei in den Sektoren Landwirtschaft und Abfallwirtschaft, die aber mit 8,7 Prozent und 2,2 Prozent den geringsten Anteil am österreichischen CO2-Ausstoß haben. Alle Zahlen zeigen den Stand im Jahr 2006 an, wie es um die derzeitigen Emissionen bestellt ist, wird nach dem üblichen Berechnungsverfahren frühestens Ende 2009 vorliegen.

Teure Verfehlung

Fest steht jedenfalls, dass ein Verfehlen der Ziele Österreich teuer zu stehen kommen würde: Einerseits könnte die EU ein Vertragsverletzungsverfahren einleiten, das mit 100 Euro pro verfehlter Tonne CO2 Milliardenkosten verursachen könnte, wie der Rechnungshof warnt; oder Österreich kauft vor Ablauf der Frist auf dem freien Markt noch mehr Zertifikate zu, als ohnehin schon geplant ist. Das könnte beispielsweise in der Klimastrategie festgeschrieben werden, die jährlich evaluiert werden soll - für heuer ist die Überarbeitung ohnehin noch ausständig.

Was letztere Variante kostet, lässt sich nur ungefähr beziffern: Derzeit liegen die Preise pro Tonne CO2 im europäischen Emissionshandel bei rund 25 Euro, Tendenz steigend. Die Preise für JI/CDM-Projekte liegen üblicherweise etwa ein Viertel oder Fünftel darunter. (APA)