Linz – Eine Woche, nachdem Soziallandesrat Josef Ackerl (SP) – in einem, wenn auch von ihm vehement bestrittenen, Alleingang – das erste Integrationsleitbild für Oberösterreich den Medien präsentiert hat, ist es jetzt für jedermann zugänglich: Entweder auf der_Homepage des Landes (ooe.gv.at ), oder man kann das Handbuch "Einbeziehen statt Einordnen" beim Land Oberösterreich bestellen. Auf 130 Seiten wurde zusammengefasst, was 1000 Personen, von Politikern, Vertretern aus Bezirken und Verwaltung sowie NGOs und Organisationen von Zugewanderten, in 50 Sitzungsrunden in zwei Jahren zum Thema Integration ausgearbeitet haben. In Oberösterreich haben rund 13 Prozent der Bevölkerung Migrationshintergrund.

Teure Maßnahmen

Einer jener Aktiven war Christian Schörkhuber, Leiter der Flüchtlingsbetreuung der Volkshilfe Oberösterreich. Ziel des Leitbildes sei es, außer dem grundsätzlichen Bekenntnis zur Integration Maßnahmen zu entwickeln. "Um die oberösterreichische Gemeinschaft und die Gemeinden bei der Erfüllung ihrer Integrationsaufgaben zu unterstützen", wie es im Vorwort steht. Für den Flüchtlingsbetreuer ist das Ergebnis "ein tragbarer Kompromiss für alle". In den nächsten Jahren werde sich zeigen, ob das Leitbild mehr als ein Lippenbekenntnis sei. Denn ab sofort gehe es "ans Eingemachte", an die Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen, erklärt Schörkhuber. Und die kosten Geld. Wie etwa die Einführung von muttersprachlichem Unterricht oder dem Lehrgang "Deutsch als Fremdsprache" für Lehrer.

Die Volkshilfe habe bereits für das kommende Jahr vom Land die Finanzierungszusage erhalten, die Hausaufgabenbetreuung für Kinder mit nichtdeutscher Muttersprache von den Volksschulen auf die Hauptschulen auszuweiten. Rund 1000 Schüler betreue dann, laut Schörkhuber die Volkshilfe.

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Im Bereich Wirtschaft soll laut Leitbild muttersprachliche Berufsberatungen eingeführt werden sowie ein Integrationsgütesiegel für jene Betriebe, die Mitarbeiter mit Migrationshintergrund fördern. Insgesamt enthält das Handbuch 36 Maßnahmen zur Integration. Zumindest ÖVP, SPÖ und Grüne zeigen sich willens, deren Umsetzung anzugehen. Deshalb wollen die drei Parteien das Integrationsleitbild nicht nur in der Landesregierung, sondern auch im Landtag beschließen. Die FPÖ will dem nicht zustimmen.(Kerstin Scheller/DER STANDARD-Printausgabe, 16.4.2008)