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Das Stück Kanal zwischen Roßauer Lände (Summer Stage) und Aspernbrücke (Strandbar Herrmann) ist in den letzten Jahren zum angesagten Sommer-Hangout mutiert

Foto: APA/ PHILIPP ALEXANDER WILHELMER
Kaum hält mans draußen ohne dicke Jacke aus, zieht es die Wiener an den Kanal - Das Stadtgewässer hat sich zum angesagten Sommer-Hangout entwickelt

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Wien – Derweil haben die paar Männer in schlammgrün, die am zubetonierten Ufer sitzen und ihre Angelruten ins grünlich-graue Wasser halten, den Donaukanal noch für sich allein. Bleibt es aber erst einmal länger als einen (halben) Tag warm, ist es für die Hobby-Fischer schlagartig vorbei mit der Ruhe. Dann fläzt wieder halb Wien in Liegestühlen am Stadtgewässer und streckt die Zehen in den extra angekarrten Sand.

Neue Sitzgelegenheiten

Das Stück Kanal zwischen Roßauer Lände (Summer Stage) und Aspernbrücke (Strandbar Herrmann) ist in den letzten Jahren zum angesagten Sommer-Hangout mutiert. Und jeden Frühling kommen neue Sitzgelegenheiten hinzu.Um zu verhindern, dass das gesamte Kanal-Ufer irgendwann wie ein einziger Billig-Sommerurlaubsort daherkommt, bemüht man sich nun allerdings um Projekte, bei denen es nicht nur ums Konsumieren geht.

Freizeitgarten

Ende Mai soll bei der Robertstiege – zwischen Schweden- und Aspernbrücke – der "Central Garden" eröffnen. Neben einem 200 Quadratmeter großen Sportplatz, auf dem (Mädchen-)Fußball-, Badminton- und Volleyball-Turniere stattfinden, sind jede Menge Film- und Musikabende vorgesehen. Außerdem hat man eine Reihe heimischer und internationaler Künstler zu kleinen Ausstellungen und Performances eingeladen. Laut den beiden Organisatoren, den Künstlern Florian Schmeiser und Oliver Wenninger, soll der neue zentrumsnahe Freizeitgarten während der Fußball-Europameisterschaft auch zum Zufluchtsort für Stadtbewohner werden, die das Fußballfieber relativ kalt lässt.

Ramba Zamba

Schräg gegenüber wird es zwischen 7. und 29. Juni allerdings jede Menge Ramba Zamba geben. Die Schweiz hat für den gesamten Zeitraum, in der die Fußballeuropameisterschaft in Österreich und der Schweiz stattfindet, die Strandbar Herrmann gepachtet. Am größten Stadtstrand der Stadt, gleich neben der Urania, wird in diesen paar Wochen fleißig Fußball geschaut – und wohl auch mächtig gefeiert. Für Rudi Konar, Betreiber der Strandbar, ist jedenfalls klar, dass anstrengende Zeiten auf ihn zukommen: "Ich bin jetzt schon froh, wenn der EURO-Wahnsinn wieder vorbei ist."

Lichtbänder

Gut 2000 Leute haben auf dem Herrmann-Areal Platz. Damit niemand ins Wasser fällt und auch sonst nichts Unvorhergesehenes passiert, müssen eine ganze Reihe von Sicherheitsvorkehrungen getroffen, Zäune aufgestellt und Securities engagiert werden. Die Strandbar soll aber nicht nur (Schweizer) Fußball-Gäste anlocken, sondern auch Einheimische: "Wir wünschen uns so tolle Besucher wie während der WM 2006", sagt Konar. Pünktlich zur EURO ist auch das neue Lichtkonzept für sämtliche Kanal-Brücken fertig. Entlang der Uferzone werden bunte Lichtbänder installiert, die sämtliche finstere Winkel dezent aber effektiv ausleuchten.

Verglaste Stadtbahnbögen

Nach dem anstrengenden EURO-Monat soll dann ein weiteres Stück Kanal belebt werden: Weil der ufernahe Apcoa-Parkplatz bei der Spittelau einer neuen zweistöckigen Garage weichen muss, sollen sämtliche Stadtbahnbögen, die sich von der Garage zum Zaha-Hadid-Haus am Kanal entlang schlängeln, verglast werden. "Hier kann nach Gürtel-Vorbild ein lebendiges Fortgeh-Grätzel entstehen", sagt Andreas Gerlinger, Sprecher der mit der Koordination von Donaukanalprojekten beauftragen MA 28 (Straßenbau). Welche Lokale in die 15 Bögen einziehen sollen, ist allerdings noch unklar. Auch was mit dem Zaha-Hadid-Haus passiert, ist fraglich. "Der Masseverwalter, der nach einem neuen Besitzer sucht, ist nicht verpflichtet, die Stadt über seine Tätigkeiten zu informieren. Und tut es auch nicht", sagt Gerlinger.

Konsum-Standeln

Neben den sanfteren Belebungversuchen des Kanals mittels Sport- und Kulturprogramm wird es aber auch heuer wieder jede Menge neue Konsum-Standeln geben. Bereits letztes Jahr angekündigt, soll heuer nahe des inzwischen einigermaßen abgewrackten Partyschiffes DDS Johann Strauß ein "Gourmet-Markt" inklusive Restaurant Gestalt annehmen. Der Bar-Pavillon vor dem Musikclub Flex ist bereits seit Anfang des Jahres in Betrieb, demnächst soll auch sein Dach nutzbar sein. Von dort hat man dann auch einen ganzen guten Blick aufs Wasser – sowie auf einen Teil der neuen U-Bahn-Station Schottenring, die ab 10. Mai 1. und 2. Bezirk unterirdisch verbindet.(Martina Stemmer/DER STANDARD-Printausgabe, 16.4.2008)