Natürlich gibt es in Salzburgs Neutorstraße, hinterm Mönchsberg, ein Tagesmenü um wohlfeile 18 Euro, das gelegentlich Beef Tatare, Kabeljau und geeiste Moccaschaumrolle auffährt, aber mittags ging sich die/das Riedenburg halt nicht aus. Das Abendmenü in vier Gängen wochentags wäre zwar relativ wohlfeil gewesen, hat Hilberg und mich aber halt nicht so umgerissen, auch wenn der Hauptgang halbrohes Rind versprochen hätte.
Also wählen wir je vier Gänge von der Karte, und das geht schon ein bisschen ins Geld (Sie ahnen, worauf ich hinaus will):
a) Der Gruß aus der Küche mit geräucherter Gänsebrust leitet schon ziemlich fein ein.
a) Tauernlamm, mutmaßlich Lungenbraten, praktisch roh und obersuper auf Wildkräutern samt Artischocke vs. Hilbergs Faible für Gänseleber, hier als Terrine mit Mango und Mangobrioche (aus meiner Sicht klarer Sieg für das Tauernlamm, und das keineswegs aus Tierschutz
b) Flusskrebse (naja) auf genialer Senfgurke vs. Hilbergs gebratene Gänseleber (ein harter Kampf zwischen herausragender Senfgurke und doch sehr fetter, also feiner Leber)
c) ein Zwischengang von der Dorade (tierschützerisch wohl auch nicht mehr ok, vermute ich, aber schon nett) mit Apfelbrokkolipüree
d) Hilbergs Ibericoschwein mit (eher matten) Blunzenravioli und sehr, sehr gutem Rahmkraut (c Hilberg) matcht sich mit Kalbsfilet und sehr, sehr feinem Bries (!) mit Porrepüree, beinahe ein Unentschieden
e) wählt Hilberg artgerecht noch einen erfreulichen (sagt er) Schoko/Kaffeebaumkuchen, ich bin ein bisschen eingeschnappt, dass meine Käsepräferenzen (Rotschmiere!) so ignoriert werden, erfreue mich aber entgegen aller Neigung an einem würzigen Ziegenkäse mit ganglienähnlich geformter, grüner Schimmelrinde. Sag noch einer, ich esse voreingenommen.
f) das Himbeersorbet mit Passionsfruchttörtchen grüßt mir zum Schluss unverlangt viel zu süß aus der Küche (Dessertverächter halt), Hilberg wirkt recht zufrieden. Aber, so sein gestrenger Befund: "Angesichts der soliden Leistungen in Ordnung, die
drei Hauben im Gault Millau verstehe ich allerdings nicht, das ist definitiv eine zuviel."
Macht, mit ausreichend, aber nicht übertrieben Wein, 254 Euro, mit 10 Prozent - natürlich freiwilligem und großzügigem - Schmattes also 280.
Und hier beginnt die völlig ungerechte Gegenrechnerei mit den Wirten, die Reihenfolge ist rein zeitlich zu verstehen:
1. Rudi's Beisl in 1050: Flugentenbrust auf - laut Dr. L. - dem besten Erdäpfelvogerlsalat der Welt. Muss sagen: die Flugente war mir wichtiger. Plus dreierlei gekochtes Rind: Tafelspitz, Schulterscherzl, Beinfleisch, herausragend wie das Rösti. Nur ein bisschen mehr Gemüse als eine Karotte und eine gelbe Rübe hätte mich gefreut. Dr. L. wirkt sehr zufrieden mit ihren Schweinsmedaillons mit Steinpilzen in sehr obersiger Sauce mit Kroketten. Nicht so mein Ding, aber schon ziemlich ok. Zusammen erfreuliche 80 Euro. Nicht umsonst bekommt man hier nicht einmal zu Mittag unter der Woche leicht Platz.
2. Meixner in 1100: Hinreißende Kutteln mit Bechermorcheln. Bin schon gewonnen, wenn das noch nötig gewesen wäre. Geröstete Leber mit Erdäpfeln. Perfekt. Der Spanferkelrücken von Frau Dr. L. sehr knofelig, sehr, sehr gut. Mit sehr viel und sehr anständigem Wein 101 Euro. Hat jemand eine Wohnung mit Amalienbadblick für mich?
3. Herzog's Wirtshaus, leider mit genauso falschem Apostroph wie Rudi, aber darüber sieht man denn doch hinweg. Selbst darüber, dass um dreiviertel Acht schon der Saibling (well), die Schweinsbackerl (mpf) und das Lammzüngerl (damn!) aus sind. Aber der Spargel mit der unglaublich fetten Morchelsauce, phew. Und der Ochsenschlepp mit Wurzelgemüse, eine Pracht. Mit der Fleischstrudelsuppe und der ungemein saftigen, gebackenen Kaninchenkeule meines Tischnachbarn sowie einer verträglichen Menge Getränke: 67 Euro.
Nennen Sie mich einen Schnorrer. Aber wenn ich wählen muss, nehm' ich lieber drei Wirte als drei Hauben. Wenn's streng wird, auch einen. Nur den Wirtshausgeruch in allen Fasern, den bräuchte ich wirklich nicht als viel zu lange anhaltende Erinnerung. Und da meine ich gar nicht den Zigarettenrauch. Wobei: Auch der muss nicht sein.
Bruckfleisch, please!
Wo wir schon bei Wirten, bei Kutteln, Ochsenschlepp und anderen inneren und äußeren Werten des Tieres sind. Geschätzte Posterinnen und Poster: Der Niggl mit meinem bisherigen Lieblingsbruckfleisch im 16. ist nicht mehr, der Mann kocht in der Milchbar, ob Bruckfleisch, hab ich noch nicht herausgefunden. Der Barbanek ist schon gut, aber halt auch sehr heftig. Also rätselt der Fidler: Wo wird Wiens bestes Bruckfleisch serviert? Bitte um sachdienliche Hinweise!