ATV-Chef Bauer.

Foto: Herbert Pfarrhofer
ATV-Chef Ludwig Bauer ist mit der Entwicklung seines Senders zufrieden. Im vergangenen Jahr ist ATV zu einem "Sender zweiter Generation" aufgestiegen - vergleichbar mit RTL II oder Kabel 1, bescheinigt die in der Vorwoche publizierte RTR-Programmanalyse. Und - was für Bauer noch wichtiger ist - im Bereich der so genannten Fernsehpublizistik, also Nachrichten, Talkshows, Dokumentationen, wähnt sich ATV ORF 1 auf den Fersen. Auch über Marktanteilsentwicklung und Werbeerlöse zog der Senderchef im APA-Interview nach rund einem halben Jahr Amtszeit positive Bilanz.

"Wir haben weniger Wiederholungen"

"Mit ORF 1 können wir uns mehr als messen", findet Bauer. "Wir haben weniger Wiederholungen, mehr Eigenproduktionen und vor allem bedienen wir die junge Zielgruppe mit Information." Der ORF erfülle seinen Informationsauftrag für Junge nicht mehr, so der ATV-Chef mit Bezug auf die RTR-Studie. "Hier springen wir in die Bresche. Allerdings kann sich der ORF dieser Aufgabe auch nicht einfach stillschweigend entledigen."

ATV habe mit seinen Nachrichten in den ersten Monaten des Jahres einen deutlichen Zuwachs bei den jungen Sehern erreicht. In der Gruppe zwölf bis 49 kommen die ATV-News laut Bauer auf 4,2 Prozent. Diese Zahl bezieht sich auf allen Ebenen, der ORF weist üblicherweise den Anteil in Kabel- und Satellitenhaushalten aus. Bauer will die Information bei ATV noch aufstocken - auch im Bereich der laut RTR-Studie bisher zu kurz gekommenen politischen Meinungsbildung. Zu dem Zweck will der Senderchef in den nächsten ein bis zwei Jahren unter anderem ein Korrespondentennetz in den Bundesländern aufbauen.

Die Leitung der Informationsabteilung, die seit Oktober 2007 vakant ist, will Bauer indes derzeit nicht nachbesetzen - "das machen die Redaktion und die Chefs vom Dienst selbstständig und sehr gut". Ohne Nachfolger bleibt auch Christoph Schwedler, langjähriger ATV-Vorstand für Marketing und Sales, der den Sender Anfang des Jahres verlassen hat. Im Amt bleiben darf Programmchef Martin Gastinger - "er ist im Haus, ist erfolgreich und bleibt daher auch - warum sollte er nicht?", so Bauer.

Auswanderer-Dokusoap startet am 28. April

Im Unterhaltungsbereich geht am 28. April die neue Auswanderer-Dokusoap "Ich wandere aus - Meine neue Chance" auf Sendung, eine neue Staffel für "Bauer sucht Frau" kommt im Herbst und das Karaoke-Quiz "Sing and Win" mit Rainhard Fendrich geht in die zweite Runde. Auch wenn die Singshow bei ihren Zuseherzahlen in der ersten Staffel einige Höhen und Tiefen durchgemacht hat, ist Bauer überzeugt, dass die zweite - optimierte - Auflage die Erwartungen erfüllen wird. "Es ist vor allem ein Format, das bei unserer jungen Zielgruppe funktioniert. Das ist wichtig." Am Mittwoch lag der Marktanteil bei den zwölf bis 29-Jährigen laut Senderangaben bei 12,6 Prozent.

Den neuen Marktteilnehmer Puls 4 spürt ATV laut Bauer nicht. "Zwar nimmt jeder, der neu auf den Markt kommt, einen Teil des Kuchens in Anspruch, aber der ORF hat genug zu verteilen - an Sehern und bei den Werbeeinnahmen. Uns fehlt noch nichts." Hoffnungen legt der ATV-Chef in die aktuelle Prüfung des ORF durch die EU-Kommission: "Wenn es in Österreich schon kein für jeden Fall wirksames medienpolitisches Regulativ gibt, dann muss eben die EU eingreifen", so Bauer, der sich eine "Beseitigung der eigentümlichen Schieflage in der österreichischen TV-Landschaft" und eine "staatsferne, transparente Kontrolle" der ORF-Finanzen sowie des öffentlich-rechtlichen Auftrags erwartet. (APA)