Verzögerte Fertigstellung
Die Gründe waren vielfältig. Das in der Nähe der alten Pfarrwiese, wo Rapid ab 1911 zu Hause gewesen war, in den 1960-er-Jahren als "Sportzentrum West" projektierte reine Fußball-Stadion geriet teurer (mindestens 177 Mio. Schilling statt 163 Mio.) als geplant gewesen war. Auch Schmiergelder sollen geflossen sein. Dabei verzögerte sich die Fertigstellung sogar um drei Jahre.
Zudem musste der vom Architekten Gerhard Hanappi, seines Zeichens Rapid-Legende und 93-facher Internationaler, geplante Bau im November 1977 kurz nach der Eröffnung wieder gesperrt werden. In einem Pfeiler war ein Riss in der Länge von rund 1,70 Meter entdeckt worden. Nach einer kurzen Odyssee kehrte Rapid daher bis Ende der Saison 1977/78 für sechs Spiele wieder auf die gute, alte Pfarrwiese zurück, die den Anhängern damals den Abschied offenbar recht schwer machte.
Eingewöhnungsphase
Nur langsam gewöhnten sie sich an den modernen Betonbau, zu steril erschien er im Vergleich zu den heimeligen Holztribünen am alten Rapidplatz. Noch im Herbst 1978 musste der damalige Rapid-Vize Heinz Holzbach die Werbetrommel rühren: "Wir wollen das Publikum so wie früher auf der Pfarrwiese nun im Weststadion heimisch machen und werden alle Heimspiele hier austragen".
Dabei gab es sogar drei Eröffnungen. Am 30. Juni 1976 fand das erste Schülerliga-Finale hier statt. Vor 6.000 Zuschauern besiegte das BRG Linz-Fadingerstraße die Hauptschule Nenzing nach einem 2:2 im Elferschießen mit 4:2. Das erste Bundesligaspiel gab es am 10. Mai 1977 mit dem Wiener Derby "Rapid-Wienerberger - Austria/WAC" (1:0). Da die Bauarbeiten im Mai aber noch nicht abgeschlossen waren, fand die "offizielle" Einweihung am 14. September mit Militärmusik und Feuerwerk vor dem UEFA-Cup-Spiel gegen Inter Bratislava (Preßburg) statt. Rapid siegte 1:0. Zwei Wochen später folgte nach einem 0:3 das Aus.
Randale in der Stadtbahn
Das Spiel ging wegen unrühmlicher Vorfälle in die Annalen ein. Grün-weiße Fans randalierten in der Stadtbahn, der Vorläuferin der U-Bahn (Linie U4). Wegen einer mutwillig herbeigeführten Notbremsung blieb eine Garnitur der Linie WD (Wiental-Donaukanal) zwischen Meidling-Hauptstraße und Margaretengürtel stehen. Da die Randalierer zuvor die Glühbirnen herausgeschraubt hatten, stand der Zug in völliger Dunkelheit auf der Strecke und wurde von einer nachfolgenden Garnitur gerammt.
Fazit: Neun von 15 Waggons wurden aus dem Gleis gehoben und eineinhalb Meter hoch aufgetürmt. Es gab 44 Verletzte. Drei junge Männer im Alter von 16, 19 und 27 Jahren wurden letztlich aber nur der Vandalenakten für schuldig gesprochen, der Motorführer erhielt sechs Monate bedingte Haft, weil er etwas zu schnell unterwegs gewesen war.
Überfüllte Meisterfeier
Nach dem Tod von Hanappi, der 1980 51-jährig verstarb, wurde das Weststadion 1981 nach ihm benannt. Spätestens ein Jahr danach waren die Fans im neuen Zuhause angekommen. Im Mai 1982 wurde Rapid durch ein 5:0 gegen Wacker Innsbruck zum 25. Mal österreichischer Meister. Das Stadion war mit 25.000 Fans weit über seine Kapazität gefüllt. Die Kartenkontrollen waren damals noch nicht elektronisch, und der menschlichen Nachsicht der Ordner ließ sich noch mit "Schmattes" nachhelfen.
Die 1980-er sahen heroische Europacup-Schlachten von Rapid und weniger heldenhafte Länderspiele der Nationalmannschaft, die wegen der Renovierung des Praterstadions (Ernst-Happel-Stadion) in Hütteldorf spielte. Einem Facelifting unterzog sich später auch das Hanappi. Bis Oktober 2002 wurden alle Tribünen (auch die hinter den Toren) mit Dächern versehen und neue VIP-Räume geschaffen. Aufgrund des Umbaus - die neue Überdachung machte vier Tragstützen notwendig - sank die Kapazität (nur Sitzplätze) auf rund 18.000.
Mit der Neugestaltung wurde aber auch dem Wind zumindest ein kleines Schnippchen geschlagen. Früher brauste oft eine steife Westbrise über das Spielfeld hinweg, was dem Stadion auch den Namen "Vogelhaus" einbrachte. Dabei hätte dem gar nicht so sein sollen. Als alter Rapidler hatte Gerhard Hanappi gewusst, woher in Hütteldorf der Wind weht. Deshalb hatte er die Tribünen andersherum geplant. Auf Druck der Gemeinde Wien (und aus Kostengründen) musste er das Feld um 90 Grad drehen.
Guter Boden für die Austria