Das im Dornröschenschlaf liegende Casino Jericho und die CAP Holding haben der Bawag weniger Glück gebracht als den Provisionsempfängern der CAP.

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Wien - Am Dienstag wird Ex-FPÖ-Chef, Rechtsanwalt Norbert Steger als Zeuge im Bawag-Prozess aussagen. Befragt wird er zu "ominösen Zahlungen" rund ums Casino Jericho bzw. deren Betreibergesellschaft CAP Holding. An der CAP war die Bawag mit elf Prozent, die MS Privatstiftung des Martin Schlaff mit rund 50 Prozent, die Casino AG, Casinos-Chef Leo Wallner und die palästinensische Beteiligungsholding PIF beteiligt; Steger war Verwaltungsrat und Treuhänder. Die Bawag hat laut Schlaffs Aussage im Bawag-Prozess an "eine zypriotische Gesellschaft" verkauft.

Bis Oktober 2000 florierte das Geschäft mit ausschließlich israelischen Spielern in den Palästinenser-Gebieten, dann musste wegen der Kämpfe gesperrt werden. Zur Wiedereröffnung kam es nie; alle Bemühungen verliefen im Sand. Die Casino AG schrieb ihren Anteil bereits 2001 ab, die Bawag wertete ihren auf und die 41 Mio. Euro CAP-Kredite nicht ab; auch deshalb sind die damaligen Bankbilanzen laut Gutachter Thomas Keppert falsch.

Nicht über die Bücher

Die Zahlungsflüsse der CAP sind komplex. Die CAP bekam nach der Casino-Schließung Geld aus Gesellschafterdarlehen von Bawag und Casinos und aus Bawag-Krediten; Zahlungen liefen über Treuhandkonten, etwa über Stegers Anderkonto "C.A. Egypt"; von dort aus wurde das Geld verteilt. Aus dem Kreditantrag von Juni 1997 (Kreditnehmer: Anderkonto Norbert Steger, in Sachen Montel) geht hervor, dass "3,5 Mio. Dollar für die Erteilung der Casino-Lizenz fällig wurden", offiziell wurde das nicht: "Diese Zahlung soll nicht über die Konten der CAP laufen." Was die CAP mit dem Geld gemacht hat, ist kaum nachvollziehbar.

Geht man nach den Empfängern, ergibt sich ein buntes Bild, das das Beziehungsgeflecht von Investor Schlaff widerspiegeln könnte. Und möglicherweise Bemühungen um einen Waffenstillstand, ohne den eine Eröffnung des Casinos unmöglich wäre.

Laut einem Bericht der israelischen Tageszeitung Ha'aretz von Donnerstag laufen gegen Schlaff in Israel wegen des Verdachts von Schmiergeldzahlungen zwei Untersuchungen. Es gilt die Unschuldsvermutung. Eine hänge mit Ex-Premier Ariel Sharon zusammen (musste illegale Parteispenden zurückzahlen und finanzieren; drei Mio. Dollar kamen über ein Bawag-Konto), die zweite stehe in Konnex mit Geschäften von Avigdor Lieberman. Er ist vorige Woche als Minister für Strategische Bedrohungen zurückgetreten; laut Ha'aretz ermitteln Betrugsbekämpfer wegen des Verdachts, er habe trotz Ausübung eines Regierungsamtes Firmen kontrolliert.

An eine der zypriotischen Gesellschaften Liebermanns habe die Placzek AG (Holzhandelsgesellschaft Schlaffs) 2001 rund 650.000 Dollar überwiesen. Laut Schlaff sei es dabei um den Kauf eines Sägewerks gegangen.

Üppige Reisespesen

Die CAP hat laut Kontoauszügen jede Menge "Commissions" (Provisionen; etwa an Nati Stern, Gurnel Inc., Rick Shatz Inc.) und "Reisekosten" bezahlt. Zwischen 2000 und 2004 wurden insgesamt 1,3 Mio. Dollar überwiesen und abgehoben. So holte im Jänner 2001 Franz Köck 150.000 Dollar "Commission" in bar ab. Köck ist Chef von Placzek-Holding und MESC: Sie gehört der MS Stiftung, will seit Jahren Casino-Schiffe vor Eilat betreiben - um die Lizenz bemüht man sich noch immer.

Üppige Reisespesen von 51.400 Dollar an den Simcha (hebräisch für Glück; Anm.) Trust flossen Mitte Jänner 2001. Im April 2001 (und im August 2001 und im Feber 2002) bekam Louise Weissglas je 60.000 Dollar Beratungshonorar; im März 2002 exakt 100.000 Dollar. Ihr Mann, Dov "Dubi" Weissglas, war Sharons strategischer Berater, Anwalt und Kabinettchef, er vertrat die CAP, Schlaff und einst Lieberman. Er war aber auch Anwalt von Muhammad Rashid - Yassir Arafats Wirtschaftsberater. Im Jänner 2001 (nach Sharons Wahl) trafen einander Weissglas, Sharon-Sohn Omri, Rashid und Leo Wallner bei Schlaff in Wien; man wollte eine Kompensationszahlung für die Casino-Schließung aushandeln.

Im November 2003 taucht eine Provisionszahlung über weitere 60.000 Dollar auf - sie ging an Shimon Sheves, den man in Israel auch gut kennt. Der Berater des 1995 ermordeten Ministerpräsidenten Rabin war in einen Bestechungsskandal verwickelt und ist Lobbyist. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19./20.4.2008)