Brasilia - Die Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat die reichen Staaten für den weltweit stagnierenden Getreideanbau verantwortlich gemacht. Sie seien nicht willens, Entwicklungsländer mit Geld, Saatgut und Investitionen in Infrastruktur zu unterstützen, sagte FAO-Chef Jacques Diouf am Freitag in Brasilia auf einer Lateinamerika-Tagung seiner Organisation.

Die globale Lebensmittelproduktion könnte verdoppelt werden, wenn mehr Produzenten Zugang zu Saatgut, Dünger und Krediten hätten und ihre Ernte zu Marktpreisen verkaufen könnten, erklärte Diouf. "Wenn die nötige Arbeit getan ist, wird die Produktion in atemberaubenden Tempo zunehmen", sagte er weiter.

Steigende Preise, gleich viel Getreide

Der Ausblick in die unmittelbare Zukunft sei aber eher pessimistisch: Die weltweite Getreideproduktion werde im kommenden Jahr voraussichtlich nicht zunehmen, obwohl die Lebensmittelpreise rasant steigen. Arme Staaten könnten die Produktion aber nicht ohne Hilfe von außen erhöhen, sagte er.

Diouf wies darauf hin, dass es seiner Organisation noch nicht einmal gelungen sei, 17 Millionen Dollar (10,8 Millionen Euro) seit vergangenen Dezember aufzutreiben, um armen Bauern bis zum März Saatgut zu kaufen. Er hoffe, dass dies nun bis Oktober gelingen werde.

Zum Thema Biosprit wollte Diouf sich nicht äußern und verwies darauf, dass sich eine FAO-Tagung im Juni damit befassen werde. Ein am Dienstag veröffentlichter UNO-Bericht hatte die Biosprit-Produktion als "Verbrechen gegen die Menschheit" kritisiert, weil sie dazu führe, dass Anbauflächen umgewidmet werden, auf denen einst Lebensmittel produziert wurden. (APA/AP)