Kathmandu - Nach Bekanntgabe ihres Wahlsiegs wollen die Maoisten in Nepal die Monarchie abschaffen und neue Beziehungen zu den USA aufbauen. Maoistenführer Prachanda ließ am Donnerstag keinen Zweifel daran, dass König Gyanendra bald sein Amt aufgeben müsse.

Die Ankündigung Prachandas folgte kurz nach der offiziellen Bekanntgabe des Ergebnisses der Wahl zur verfassunggebenden Versammlung, in der die Maoisten eine klare Mehrheit von 217 der insgesamt 601 Sitze errangen. Bis zu einer Vereinbarung im Dezember 2006 hatten die Maoisten zehn Jahre lang mit Waffengewalt gegen die Monarchie in dem kleinen Himalaya-Staat gekämpft, mindestens 13.000 Menschen wurden getötet.

Monarchie beenden

"Die erste Sitzung der verfassunggebenden Versammlung wird die Monarchie beenden, darüber gibt es keine Zweifel", erklärte Prachanda vor der Presse. Zuvor hatte er mit Botschaftern und UN-Vertretern gesprochen. Die Maoisten hatten König Gyanendra in der Vergangenheit wiederholt zum Rücktritt aufgefordert und die Abschaffung der 240 Jahre alten Monarchie angekündigt. Die verfassunggebende Versammlung soll die Umwandlung Nepals in eine Republik beschließen. Prachanda alias der "Furchterregende" kündigte zudem an, mit den Vereinigten Staaten "neue diplomatische Beziehungen" aufbauen zu wollen. Washington stuft die nepalesischen Maoisten als Terrororganisation ein.

In Nepal war am 10. April gewählt worden. Das offizielle Endergebnis bestätigte die Maoisten als klare Sieger. Nach der in einem komplizierten Mischsystem aus Verhältnis- und Mehrheitswahlrecht bestimmten Sitzverteilung liegen die Ex-Rebellen insgesamt 110 Sitze vor der Kongress-Partei, der bisher bestimmenden politischen Kraft in Nepal. Nach Mehrheitswahlrecht wurden 240 Sitze vergeben, davon gingen 120 an die Maoisten. Von den 335 nach Verhältniswahlrecht bestimmten Sitzen errangen die Ex-Rebellen 97. Die Kongress-Partei lag jeweils klar dahinter. Weitere 26 Abgeordnete werden von der Übergangsregierung in die Versammlung geschickt.

Keine absolute Mehrheit

Trotz ihres deutlichen Sieges verfügt die extrem-linke Gruppierung nicht über eine absolute Mehrheit, ist also auf ein Bündnis mit der Kongress-Partei und den Kommunisten angewiesen. Ein Maoisten-Vertreter sagte: "Wir führen die Regierung, kein Zweifel, aber wir wollen die Teilnahme der anderen Parteien."

Die Wahl war der erste landesweite Urnengang seit 1999. Rund 60 Prozent der 17,6 Millionen Wahlberechtigten nahmen nach Angaben eines Vertreters der Vereinten Nationen mit "überwältigender Begeisterung" daran teil. Nepal hat wenig Erfahrung mit der Demokratie. Ab 1960 gab es ein kurzes demokratisches Intermezzo, das aber schon nach zwei Jahren zu Ende war. Eine neue Verfassung machte den König wieder zum Alleinherrscher. Gyanendras älterer Bruder Birendra willigte 1990 in eine neue demokratische Verfassung ein. 1991 wurde gewählt. Seither wechselten sich in Nepal mehr als ein Dutzend Regierungen ab.

König Gyanendra, der von seinen Hindu-Anhängern als Gottkönig verehrt wird, sitzt seit 2001 auf dem Thron, nachdem sein Neffe, Kronprinz Dipendra, aus Liebeskummer einen Großteil der königlichen Familie erschossen und sich anschließend selbst getötet hatte. Gyanendra ist bei seinem Volk unbeliebt. 2005 erklärte er sich zum Alleinherrscher und setzte die Verfassung außer Kraft. Er erreichte damit vor allem, dass sich eine parteiübergreifende Allianz gegen ihn formierte. Nach einem Generalstreik im Jahr 2006 wurde das Parlament wieder eingesetzt und eine Mehr-Parteien-Regierung gebildet. (APA/AFP)