Manche Sätze kann man noch so oft wiederholen, sie werden dadurch nicht richtiger. Ein solches Argument hat es - ähnlich wie das Bankgeheimnis - in die Liga österreichischer Lebenslügen geschafft. Es lautet: Wenn wir nur genügend Geld in den Ausbau der Bahn schütten, dann verschwinden die Sattelschlepper automatisch von der Straße, und wir sind den Transitverkehr (an dem wir kräftig verdienen) los.

Untermauert wird das gebetsmühlenartig wiederholte, immer noch unrichtige Argument mit Halbwahrheiten. Etwa, dass im Nachbartransitland Schweiz zwei Drittel der Gütertransporte auf der Schiene durchs Land gekarrt werden, bei uns aber nur ein Drittel - und genau deshalb Milliarden in Bahntunnel und Hochgeschwindigkeitsstrecken gebuttert werden müssten, weil alles besser wäre, würde nur ordentlich betoniert.

Was diese Missionare nicht zurückverdienbarer Milliarden vergessen: Ein nicht unbeträchtlicher Teil ihres Transitverkehrs hat die Schweiz überhaupt erst durch die Erhöhung ihrer Schwerverkehrsabgabe nach Österreich umgeleitet. Seit die Eidgenossen mehr Geld für die Neue Alpentransversale (NEAT) kassieren, ist Österreich transporttechnisch ein Billigland.

Man darf auch von 50, 100 oder 300 Cent Maut pro Kilometer träumen, wie das Verkehrsminister Werner Faymann tut. Man darf nur nicht vergessen, dass Österreich ein EU-Mitglied ist, das in Brüssel keine Extrawurst gebraten bekommt und den Warenverkehr nicht blockieren darf.

Was man vermeiden sollte: Milliarden Euro an Steuergeld in Tunnel zu investieren und genau zu wissen, dass diese nicht ausgelastet sein werden, das Geld daher nie zurückzuverdienen ist. Lohnender wäre, das Chaos in der ÖBB zu beseitigen, damit die ihrem Geschäft endlich wieder nachkommt. (Luise Ungerboeck/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.4.2008)