Bild nicht mehr verfügbar.

Zur Einschätzung der konjunkturellen Entwicklung in diesem Jahr befragt, meinte Gouverneur Liebscher, die Aussichten seien heuer unsicherer.

Foto: APA/Robert Jäger

Bild nicht mehr verfügbar.

Grafik: APA
Wien - Wie die am Montag präsentierte Zahlungsbilanz für das Jahr 2007 zeigt, weist die Leistungsbilanz einen Rekordüberschuss von 8,8 Mrd. Euro oder 3,2 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) aus. Entscheidend für die Steigerung des Überschusses um 2,5 Mrd. Euro war der Handel mit Gütern und Dienstleistungen.

"Die Entwicklung der österreichischen Außenwirtschaft steht weiterhin mit dem erfolgreichen Prozess der Europäischen Integration in Zusammenhang", erläuterte Gouverneur Liebscher die Daten zur Zahlungsbilanz. Bereits zwei Drittel des heimischen Finanzvermögens entfallen auf den Euroraum, der umgekehrt auch mit Abstand der wichtigste Financier der österreichischen Volkswirtschaft ist. Österreich habe in besonders hohem Ausmaß von den jüngsten EU-Erweiterungsrunden der Jahre 2004 und 2007 profitiert.

Dienstleistungen

Den größten Beitrag zum positiven Leistungsbilanzergebnis, nämlich 12,3 Mrd. Euro, brachte erneut der Handel mit Dienstleistungen, wobei aus dem Tourismus 6,1 Mrd. Euro stammten. Trotz der Aufwertung des Euro zeigte die traditionell negative Güterbilanz einen Überschuss von 1,3 Mrd. Euro, erläuterte OeNB-Direktor Peter Zöllner die Daten.

Defizitär wie immer war die Bilanz der Vermögenseinkommen, was der negativen Vermögensposition Österreichs entspricht. Nach vorläufigen Schätzungen sind die Verpflichtungen der österreichischen Volkswirtschaft gegenüber dem Ausland um etwa 50 Mrd. Euro höher als das entsprechende Auslandsvermögen. Heimische Investoren kassierten 2007 mehr als 26 Mrd. Euro an Vermögenseinkünften, während die Bedienung der "Auslandsschuld" rund 30 Mrd. Euro kostete. Daraus resultiert ein Nettoabfluss von 4 Mrd. Euro.

Aktive Direktinvestitionen

Mit mehr als 20 Mrd. Euro an Neuinvestitionen erreichten aktive wie passive Direktinvestitionen 2007 ein Rekordvolumen, nicht zuletzt wegen der Restrukturierung des Unicredit-Konzerns, wobei das Eigentum an der Bank Austria von Deutschland nach Italien wanderte und die Bank Austria die Verantwortung für die meisten Ostaktivitäten übertragen bekam. Doch auch wenn man diese Großtransaktion außer Acht lässt, waren die Direktinvestitionen lebhaft, so die OeNB.

Schaden aus Finanzkrise

Die negativen Auswirkungen der Finanzmarktkrise auf die heimischen Banken dürften sich im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2008 verstärkt haben, ab Anfang April habe sich die Lage wieder verbessert, so Zöllner weiter. Detaillierte Zahlen nannte er nicht.

Liebscher betonte, dass die österreichischen Banken ihre per Jahresende 2007 angefallenen Abschreibungen aus dem Jahresüberschuss abdecken konnten. "Das ist ein gravierender Unterschied zu vielen internationalen Banken, die mit klassischen Verlusten abgeschlossen haben. In Österreich ist das nicht der Fall", hob Liebscher hervor.

Zöllner schätzt, dass sich die negativen Auswirkungen in den unkonsolidierten Bankenbilanzen 2007 auf rund eine Mrd. Euro - plus/minus rund 200 Mio. Euro - belaufen. Nicht berücksichtigt sind bei diesen Zahlen die Auswirkungen der Krise zum Beispiel auf Versicherungen, Pensionskassen oder Unternehmen, die ebenfalls in solche Finanzprodukte investiert haben. Im internationalen Vergleich seien die Belastungen der österreichischen Banken relativ gering ausgefallen, sie hätten im Vorjahr hervorragend verdient, so Zöllner. (APA)