Wien/Istanbul – Politische Themen sollte man bei Erstkontakten besser auslassen, sagt Erkut Uludag, zumindest am Anfang einer Geschäftsbeziehung mit türkischen Geschäftleuten. Mit "Kopftuch" und "Zypern" ins Haus zu fallen komme im Allgemeinen nicht gut an, sagt der Leiter der neuen Niederlassung der Unternehmensberatung Roland Berger in Istanbul im Gespräch mit dem Standard. Denn nur "persönliche Beziehungen bringen einen in der Türkei eine Stufe weiter". Daher sein Tipp an Geschäftsleute aus Österreich: "Besser zuerst nur über das Geschäft sprechen."

Die stockende Annäherung an eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union sieht der in den USA ausgebildete Betriebswirt Uludag "nicht als Problem, zumindest von einer wirtschaftlichen Perspektive aus". Denn der größte Handelspartner der Türkei ist bereits die EU. Und die Wachstumsperspektiven seien enorm. Auch wenn Österreich im Unterschied zu Osteuropa nicht "first mover" sei.

Die Türkei könnte man von der hohen Dynamik her derzeit am ehesten mit dem russischen Markt vergleichen, bestätigt auch Rupert Petry, Managing Partner bei Roland Berger in Wien, mit Uludag Autor der Studie "Die Erwartungen für die Türkei und ihre Relevanz für österreichische Unternehmen".

Fünf Branchen hat man hierbei ausgemacht: Finanzen, Energie, Bauwirtschaft, Automobilzulieferung und Maschinenbau. In jedem Fall seien türkische Partner von Vorteil, so Uludag. Diese schätzten es, wenn man "Engagement zeigt, nicht nur in guten Zeiten, sondern auch in schlechten". (szem/DER STANDARD, Printausgabe, 22.4.2008)