Recht auf eigene Agrarproduktion verankern: Alexandra Strickner

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Wien - Für Alexandra Strickner von Attac Österreich sind "die Entwicklungsländer abhängiger als noch in den 80er-Jahren". Als Grund dafür nennt die Mitarbeiterin des Institute for Acriculture and Trade Policy die Strukturanpassungen, zunächst des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank, später auch der Welthandelsorganisation WTO. Diese Entwicklungen hätten unter anderem zu den explodierenden Lebensmittelpreisen samt Hungerrevolten in vielen Entwicklungsländern geführt.

Die Notwendigkeit, sich weltweiten Liberalisierungen zu beugen, hätte es mit sich gebracht, dass "den Bauern der Zugang zu den eigenen Märkten verwehrt wurde", indem mit konkurrenzlos billiger Importware der Markt überschwemmt wurde. Als Beispiel dafür führt sie Hühnerteile an: "In Europa wird nur die Hühnerbrust gekauft, der Rest hat hier keinen Markt und wird deshalb exportiert." Diese billigen Lebensmittel hätten dann Kleinbauern in Westafrika ruiniert.

Die weltweit niedrigen Preise für Agrarrohstoffe noch vor zwei Jahren hätten wiederum dazu geführt, dass es keinen Anreiz gegeben habe, in die Landwirtschaft zu investieren.

Zu diesem für die Bauern in armen Ländern sowieso schon ungünstigen Gefüge seien nun in den letzten Monaten die Faktoren Biosprit, Spekulation auf Agrarrohstoffe sowie rekordverdächtig niedrige Lagerbestände hinzugekommen. "Die Situation, die wir heute erleben, ist der Ausdruck von Deregulierung", sagt Strickner deshalb.

Die Lösung müsste ihrer Meinung nach darin liegen, dass bei den laufenden Verhandlungen der WTO ("Doha-Runde") Ernährungssicherheit und das Recht jedes Staates verankert werden müsste, seine eigene Lebensmittelversorgung sicherzustellen. Dies sollte für spezielle, für die Grundversorgung wichtige Produkte gelten, denen innerhalb der WTO-Verhandlungen ein besonderer Schutz zugestanden werden müsste. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22.4.2008)