Fußballer schlafen aber auch in ganz normalen Betten.

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Graz/Bad Tatzmannsdorf - Wenigstens die Polen. Das polnische Nationalteam wird sich im Fünf-Sterne-Thermenhotel "Steirerhof" in Bad Waltersdorf einquartieren. Ein kleiner Kollateralnutzen aus der EURO für die Steirer.

Aber eigentlich, so wirklich grantig ist in der Steiermark niemand, dass das Bundesland bei der EURO im Abseits steht. Sie findet zwar ringsum in anderen Bundesländern statt, Nikolaus Pichler, Geschäftsführer des Landesunternehmens IFCS (International Football Camp Styria), das jährlich europäische Topklubs zu Trainingscamps in die Steiermark holt, sieht es völlig pragmatisch: "Schauen sie, Tirol hat ein Stadion und keine Mannschaft mehr in der obersten Liga. Kärnten hatte noch Glück. In Klagenfurt finden zwar Spiele statt, aber kein Nationalteam quartiert sich in Kärnten ein. Alle Teams müssen anreisen. Da habe ich lieber ein nachhaltiges Geschäft."

Selbst "Steirerhof"-Chef Werner Unterweger, der die polnische Mannschaft beherbergt, ist alles andere denn enthusiasmiert. Die sei zwar willkommen, aber auch nur, "weil sie sich anpasst". Denn exklusiv hätte er sein Haus nicht hergegeben. Unterweger: "Wir brauchen den normalen Betrieb, unsere Stammgäste. Ich habe nichts davon, wenn einmal eine EM ist, und dann nichts mehr." Also akzeptierte der polnische Verband, dass sich seine Kicker ruhig unter die anderen Kurgäste mischen müssen. Unterweger: "Sie wollten aber unbedingt kommen, weil sie die Ruhe suchten."

Ein bisschen mitspielen dürfen auch die Burgenländer. In Bad Tatzmannsdorf, im Hotel "Avita", legt sich die kroatische Nationalmannschaft zur Ruhe. Anders als im "Steirerhof" ist hier Hoteldirektor Peter Prisching völlig aus dem Häuschen. Für ihn ist es ein "Meilenstein im Leben", eine "Sensation für das Land". Prisching verbeugt sich vor seinen Gästen, will, sollte Kroatien Europameister werden, sogar zu Fuß heim nach Wien gehen. Im Kurort Bad Tatzmannsdorf, der sich in Zukunft mehr im Tourismussegment "Trainingslager" engagieren will, mischen seit kurzem auch die Steirer mit.

EURO hin, EURO her, das Nachbarbundesland lebt schon mehr als ein Jahrzehnt recht gut vom gehobenen Trainingscamp-Boom. 1996 hatte die Industriestadt Kapfenberg mit einem AS Roma-"Ferienlager" begonnen, die Steiermark als Fußballcamp zu propagieren. Heute kommt die Creme der europäischen Ligen in die Grüne Mark.

Nikolaus Pichler: "Wir haben zum Teil keine Kapazitäten mehr, deshalb schicken wird jetzt Teams auch schon ins Burgenland." Zum Beispiel nach Bad Tatzmannsdorf, wo sich im Juli Maccabi Haifa fußballtechnisch entspannen wird. Oder Schalke 04 nach Stegersbach.

"Wir sind österreichweit sicher die absolute Nummer eins. Niemand hat derartige Topmannschaften im Sommer auf Camp", versucht Pichler erst gar nicht tief zu stapeln. Wenn das polnische Nationalteam aus dem "Steirerhof" auscheckt, zieht Arsenal London ein. In Bad Radkersburg logieren im Sommer 1860 München und der FC Kopenhagen. Der spanische Rekordmeister Real Madrid bezieht wieder im obersteirischen Nobelschloss Pichlarn Quartier, nachdem Panathinaikos Athen dort Platz gemacht hat. Anfang Juni pflegt Red Bull Salzburg hier die Wunden aus der T-Mobile Bundesliga.

So ganz links liegen lassen wollen die steirische Touristiker die EURO natürlich auch nicht. Immerhin werden sich 150.000 polnische Fans Richtung Österreich in Bewegung setzen. Ute Hödl vom Steiermark Tourismus will wenigstens einen Teil in die Steiermark zur Erholung umleiten beim und vom Event umleiten. (Walter Müller; DER STANDARD Printausgabe 22. April 2008)