Wien - Ehe die Aktionäre der Österreichischen Post in der Wiener Stadthalle zur zweiten Hauptversammlung (HV) Einlass finden, müssen sie durch eine Sicherheitsschleuse und ihre Taschen durchsuchen lassen. "Letztes Jahr haben wir so ein Messer gefunden", erklärt ein Postsprecher und hält die Hände 30 Zentimeter weit auseinander.

In Halle F geht es dann aber ganz friedlich zu. PostChef Anton Wais referiert über 2007, "das Jahr des Wachstums", in dem die Post rasch auf den Verlust von Paket-Großkunden wie Quelle reagiert habe. Es gebe keine Gespräche mit Quelle über die Rückkehr dieses Paketgeschäfts zur Post, beantwortet Wais später eine Aktionärsfrage.

"Dieses Jahr klingelt die Post zweimal bei Ihnen", kündigt er die Ausschüttung der "Basisdividende" von 1,40 Euro je Aktie für 6. Mai und der Sonderdividende von 1,0 Euro für 5. September an. Das ergebe insgesamt eine Dividendenrendite von zehn Prozent.

Anlegerschützer Wilhelm Rasinger lobt die Post-Führung, kritisiert aber die hohe Ausschüttung. Die Latte werde mit 2,4 Euro sehr hoch gelegt, zudem seien nur 1,75 Euro je Aktie erwirtschaftet worden. "Ich finde es nie gut, wenn mehr ausgeschüttet als verdient wird".

2008 erwartet Wais den Konzernumsatz "stabil bis plus drei Prozent", das operative Ergebnis "geringfügig" unter jenem von 2007. Die operative Marge bei Paket und Logistik werde auf zwei bis drei Prozent sinken, solle mittelfristig aber wieder auf fünf Prozent zulegen. Der Cash flow werde stabil bleiben. Konzernziel für die Jahre 2009 und 2010 sei eine operative Marge von sieben bis acht Prozent. "Das ist realistisch", sagt Wais.

"Sicher ist, dass die Basisdividende weiter steigen wird", kündigt er eine Anhebung der Ausschüttungsquote von 70 auf 75 Prozent des Nettogewinns an.

Riskante Finanzgeschäfte (wie bei den ÖBB) gebe es bei der Post nicht, wird eine weitere Anfrage beantwortet. Die Post habe 2002 ein Cross Border Geschäft in Dollar abgeschlossen und daraus einen Barwertvorteil von 9,2 Millionen Euro erzielt. Die Währung sei gehedged, es gebe keine weiteren Risiken aus dem Deal, sagt Finanzvorstand Rudolf Jettmar.

Zuletzt wird der Vorstand für 18 Monate ermächtigt, bis zu zehn Prozent eigene Aktien rückzukaufen und gegebenenfalls einzuziehen. (Gabriele Kolar, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.4.2008)