Wien - Das umstrittene Privatgeschäft des scheidenden ÖBB-Chefs Martin Huber mit einer früheren Immobilie der Telekom Austria (TA) wird jetzt auch die Telekom-Aktionärsversammlung beschäftigen. Anlegerschützer Wilhelm Rasinger kündigte im "WirtschaftsBlatt" an, dass "der Schillerplatz-Verkauf sicher ein Thema bei der nächsten Hauptversammlung" Ende Mai sein werde. "Es muss geklärt werden, ob aus Sicht der Telekom vernünftig verkauft und im Interesse des Unternehmens gehandelt wurde", sagte Rasinger.

Wie in Telekom-Kreisen schon länger verlautet, soll der Immobiliendeal unter der Verantwortung des ehemaligen TA-Generaldirektors Heinz Sundt eingefädelt worden sein. Im "WirtschaftsBlatt" bestätigte Sundt, dass er als Generaldirektor die "Letztverantwortung" getragen habe. Dass er persönlich davon profitiert haben könnte, wies er jedoch klar zurück.

Gemeinsam mit dem Wirtschaftstreuhänder hatte die Ehegattin von ÖBB-Generaldirektor Huber 2006 von der Telekom Austria um 5,8 Millionen Euro eine Immobilie in der Wiener Innenstadt am Schillerplatz 4 erworben und heuer für 11,4 Mio. Euro an die Immobilienfirma Seeste weiterverkauft. Die Seeste ist einer der größten Geschäftspartner der ÖBB am künftigen Hauptbahnhof-Gelände beim heutigen Südbahnhof.

Der ÖBB-Aufsichtsrat hat ein Gutachten bei der Arbeitsrechtlerin Sieglinde Gahleitner in Auftrag gegeben. Dabei wurde bekannt, dass der Treuhänder seinen 75-prozentigen Anteil für Huber selbst verwaltet haben soll. Der juristischen Expertise folgend soll dem ÖBB-Chef ein 25-Prozent-Paket an der Schillerplatz GmbH direkt zuordenbar gewesen sein. Die restlichen 50 Prozent soll Huber für einen unbekannten Dritten gehalten haben. Huber bestreitet, selbst in den Deal involviert gewesen zu sein. Über die Ergebnisse der Untersuchungen wird der ÖBB-Aufsichtsrat heute beraten.

ÖBB-Chef Huber hat inzwischen seinen Rücktritt bekanntgegeben, allerdings seinen Worten nach unabhängig von den Vorwürfen. In einer Presseerklärung hatte Huber am Montag seinen Rücktritt vielmehr damit begründet, dass sich seine Vorstellungen zur weiteren Umsetzung des Restrukturierungsprozesses - insbesondere in den Bereichen Organisation und Personalmanagement - nicht mit der aktuellen Linie des Aufsichtsrats gedeckt hätten.

Restrukturierungskonzept

Bei der Telekom Austria steht unterdessen ein weiteres Restrukturierungskonzept in Grundzügen fest. Laut "WirtschaftsBlatt" soll der Vorstand der Belegschaftsvertretung vergangene Woche die Ergebnisse einer Prüfung durch den Unternehmensberater McKinsey vorgelegt haben. Demnach soll McKinsey bei der Telekom Austria für heuer 40 und für nächstes Jahr noch einmal 80 Mio. Euro an Einsparpotenzial ausgemacht haben. 60 Prozent der Einsparungen sollen aus dem Personalbereich kommen. Die Einsparungen waren durch den massiven Verlust von Festnetzkunden nötig geworden. Im Jahr 2007 gingen die Erlöse aus der Festnetztelefonie um 60 Mio. Euro oder 6,8 Prozent zurück.

Anders als bei der Auslagerung von Beamten in eine ÖIAG-Arbeitsagentur zeigt sich der Betriebsrat bei möglichen Sparmaßnahmen gesprächsbereit, schreibt die Zeitung. Da im operativen Bereich fast alle Festnetz-Mitarbeiter pragmatisierte Beamte seien, könne ein Personalabbau nur über das freiwillige Ausscheiden mit einer erhöhten Abfertigung erreicht werden: "Für die Belegschaftsvertreter ist diese Variante auf jeden Fall das geringere Übel." (APA)