Bild nicht mehr verfügbar.

Grete Dutschke jubelte 1999 über den nach ihrem verstorbenen Mann benannten Weg. Demnächst kommt die Dutschke-Straße.

Archivfoto: AP

Die "taz" jubelt: Dutschke wieder auf der Straße.

Foto: taz
In Berlin triumphiert die tageszeitung (taz). Drei Jahre, nachdem sie den Antrag stellte, bekommt Berlin nun eine nach dem Studentenführer benannte Rudi-Dutschke-Straße. Kurios: Diese trifft genau auf die Axel-Springer-Straße.

***

"Dutschke wieder auf der Straße" jubelt die linksalternative "taz" auf der ersten Seite und will auch im Blattinneren ihre Freude gar nicht verhehlen: "Dem Axel-Springer-Verlag ist es nicht gelungen, die Umbenennung eines Teils der Kreuzberger Kochstraße in Rudi-Dutschke-Straße zu verhindern."

40 Jahre danach

Drei Jahre hatte der Kampf der taz gedauert, jetzt ist er nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg zu Ende. Exakt 40 Jahre und zehn Tage nach dem Attentat auf den Studentenführer kann erstmals in Deutschland eine Straße – einen Rudi-Dutschke-Weg gibt es bereits – nach ihm benannt werden. Den neuen Namen bekommt ein Teil der Kochstraße.

58 Euro Stückpreis

Zwölf Straßenschilder zum Stückpreis von 58 Euro werden östlich der Friedrichstraße ausgewechselt. Die taz-Redakteure sitzen künftig in der Rudi-Dutschke-Straße und werden sich beim Blick gen Westen freuen. Denn die Straße führt nicht nur am Axel-Springer-Verlag vorbei, sondern trifft im weiteren Verlauf auch noch auf die Axel-Springer-Straße.

Springer und Dutschke, das war vor 40 Jahren ein hochbrisantes Kapitel. "Enteignet Springer", hatte Dutschke damals bei den Studentenprotesten des Jahres 1968 gefordert, umgekehrt kampagnisierte vor allem Springers Bild-Zeitung gegen die revoltierenden Studenten. Viele meinen noch heute, das Attentat auf Dutschke (ausgeführt von Josef Bachmann) sei wegen der von Springer aufgeheizten Stimmung erfolgt.

Der Springer-Verlag wollte die Dutschke-Straße unbedingt verhindern und argumentierte, eine Umbenennung wäre ein Verstoß gegen das Gebot staatlicher Neutralität. Im Nachhinein würde man damit die damaligen Straftaten der Studenten (Anzünden von Springer-Lieferwagen) und die Diskreditierung Springers billigen. Dem aber schloss sich das Gericht nicht an. Es meinte vielmehr, das Aufeinandertreffen der beiden Straßen könne "als Ausdruck der Meinungs- und Informationsfreiheit verstanden werden und lasse verschiedene, auch versöhnliche Deutungen zu." (Birgit Baumann, DER STANDARD; Printausgabe, 23.4.2008)