Wie Nebendarsteller erschienen am Montag Serbiens Präsident, Boris Tadic und der Premier des Kosovo, Hashim Thaçi, auf der dem Kosovo gewidmeten Sitzung des UN-Sicherheitsrats. Tadic wiederholte, dass die Unabhängigkeit des Kosovo widerrechtlich sei, dass ihn bisher nur 37 Staaten anerkannt hätten und dass Serbien die Unabhängigkeit seiner südlichen Provinz niemals akzeptieren würde. Thaçi sprach von der "neuen Realität" nach der Unabhängigkeit, mit der sich Serbien abfinden sollte und betonte, dass die Mehrheit der EU-Staaten, der Nato und des Sicherheitsrats den Kosovo schon anerkannt hätte und andere folgen würden.

Danach übernahmen der russische UN-Botschafter, Witali Tschurkin und sein amerikanischer Kollege, Zalmay Khalilzad, die Initiative. Die Vetomacht Russland blockiert die Anerkennung des Kosovo im UNO-Sicherheitsrat. Aus diesem Grund fand die Sitzung hinter geschlossener Tür statt, und Thaçi durfte formal nur als private Person und nicht als Premier teilnehmen. Der Sicherheitsrat konnte sich nicht einigen, ob die serbischen Parlaments- und Kommunalwahlen am 11. Mai auch im Kosovo stattfinden sollen, was Belgrad fordert und Prishtina energisch ablehnt. Wahlen für nur eine Volksgruppe seien nicht hilfreich, meinte Khalilzad. Die UN sollte sich keineswegs in die Durchführung dieser Wahlen einmischen, konterte Tschurkin. Er warnte die UN-Verwaltung im Kosovo davor, die Serben und andere Minderheiten mit Gewalt zu zwingen, in einer "illegalen Formation" zu leben.

Das Abhalten serbischer Wahlen im unabhängigen Kosovo wäre einerseits eine Ohrfeige für Prishtina, andererseits rechnen die nationalistisch-konservativen Kräfte mit den Stimmen der Kosovo-Serben und wollen zumindest die Parlamentswahlen trotz des hohen Risikos für die Sicherheitslage durchführen. Laut der Resolution 1244 kann nur die Unmik Kommunalwahlen ausschreiben, es blieb aber unklar, ob die internationale Friedenstruppe Kfor bereit wäre, die serbischen Wahlen im Kosovo auch mit Gewalt zu verhindern.

Serbische Medien berichteten darüber, dass zwei Monate nach der Unabhängigkeit des Kosovo die Gespräche zwischen Belgrad und Prishtina durch die Vermittlung der UNO über "die Klärung praktischer Fragen" wiederaufgenommen werden sollen. In dieser Initiative wittert man in Prishtina die Gefahr einer "funktionalen Trennung der Serben von den Albanern". EU-Erweiterungskommissar Olli Rehn sprach sich indes für eine Unterzeichnung des EU-Annäherungsabkommens mit Serbien vor den Wahlen am 11. Mai aus. (Andrej Ivanji aus Belgrad/ DER STANDARD Printausgabe, 23.4.2008)