Gratkorn/Graz – Rund um die Schließung des Gratkorner Werkes von ThyssenKrupp-Aufzüge herrscht vor Ort weiter Ärger. Wie berichtet , bangen im Norden von Graz 290 Beschäftigte, je die Hälfte Angestellte und Arbeiter, um ihre Jobs, obwohl sie erst kürzlich Großaufträge an Land zogen.

Elmar Fandl, SP-Bürgermeister der etwa 7000 Einwohner zählenden Gemeinde, hatte bereits vor einer Woche "mit Wut im Bauch" einen Brief an die Konzernleitung in Düsseldorf geschickt, denn er "wundere" sich über "komische Meldungen vom Konzern, man hätte hier die Entwicklung verschlafen, und das Know-how sei nicht gut genug". Das Gegenteil stimme: Kunden aus aller Welt wollen "genau die Lifte aus Gratkorn". Fandl vermutet, dass man deswegen das Werk zusperren will: "Der Konzern versucht, das Mutterwerk in Deutschland auszulasten." Wenn man aber tatsächlich technisch nicht auf der Höhe der Zeit sei, dann deshalb, "weil der Mutterkonzern jahrelang bewusst keine Investitionen genehmigt hat".

Schließung in Valencia

Wie Gratkorn soll es auch dem spanischen Standort in Valencia mit 70 Mitarbeitern ergehen. Auch hier wurden erfolgreich Lifte gebaut, zuletzt für das Hilton, das höchste Gebäude der Stadt, auch hier wurden keine roten Zahlen geschrieben. Als Gründe nennt Konzern-Sprecherin Monica Soffritti gegenüber dem STANDARD dieselben wie für Gratkorn: "Der Wettbewerb und der Markt haben sich verändert", doch "es fehlt noch ein Vorstandsbeschluss", eine letztgültige Entscheidung falle in beiden Fällen "erst Anfang des Sommers".

In Gratkorn kursieren derweil schon die Namen dreier Unternehmen, die sich für das verwaiste Werk, das erst 1994 eröffnet wurde, interessieren: Knapp Logistik, Anton Paar und die CMB Maschinenbau und Handel, ein Umwelttechnik-Unternehmen der Christof Group, das in Gratkorn sitzt. Karin Gruber, Assistentin der Geschäftsführung von CMB bestätigt, dass es "Infogespräche über Teile der Liegenschaft und des Personals" gibt. Über eine Übernahme des Werks werde "aber wirklich nicht geredet". (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23.4.2008)