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Foto: APA/ANSA/Schiavelli
Er war einer der Mitbegründer der Azzurri. Doch das helle Blau von Forza Italia wollte auf Antonio Tajani nie abfärben. Er blieb stets farblos. Als Silvio Berlusconi sich 1994 zum Einstieg in die Politik entschloss, war der römische Offizierssohn ein Weggefährte der ersten Stunde. Als Sprecher des Cavaliere wich er nie von der Seite seines Mentors. Trotzdem musste Tajani viele Rückschläge hinnehmen, aber nun öffnet sich für den 54-jährigen Vater zweier Kinder das Tor zum großen Erfolg: Tajani soll den italienischen EU-Kommissar Franco Frattini ablösen, der ins römische Außenministerium wechselt.

Nach dem Studium der Rechtswissenschaften arbeitete Tajani als Redakteur bei der rechten Tageszeitung Il Giornale. 1994 schaffte der Forza-Italia-Mitbegründer auf Anhieb die Wahl ins Europaparlament, wo er seither als Fraktionschef amtiert. 1996 scheiterte aber sein Versuch, sich in die italienische Abgeordnetenkammer wählen zu lassen. Als langjähriger Forza-Italia-Koordinator in seiner Heimatregion Latium gelang es ihm zudem nicht, die parteiinternen Flügelkämpfe in den Griff zu bekommen. 2000 verlor er die Wahl zum römischen Bürgermeister gegen Walter Veltroni.

Im Jänner 2007 bewarb er sich vergeblich um den Fraktionsvorsitz der Europäischen Volkspartei in Brüssel. Nun dürfte ihm Silvio Berlusconi doch noch zu einer respektablen Karriere in der EU verhelfen. Die Liberalen, Grünen und Linken wollen dem konservativen Katholiken ohne Charisma aber die Stimme versagen. Auch unter den Sozialdemokraten gibt es Bedenken.

Tajani könne nur mit Zustimmung rechnen, wenn er die Sprecherfunktion Berlusconis ablegt. Doch gerade darin liegt das Dilemma des biederen Politikers: Er war stets Sprecher anderer und nie seiner selbst. Was ihm fehlt, ist ein eigenes politisches Profil.

Aus Furcht vor einem zweiten Fall Rocco Buttiglione, dessen Nominierung als Justizkommissar wegen der drohenden Ablehnung durch das Parlament zurückgezogen wurde, entschloss sich Kommissionspräsident José Manuel Barroso zu einer Rochade. Das Justizressort erhält der Franzose Jacques Barrot, Tajani muss sich mit dem weniger brisanten Verkehr begnügen.

Italiens scheidender Premier Romano Prodi protestierte gegen den Tajani-Deal. Dass ihn dabei ausgerechnet Gianfranco Fini, Berlusconis Koalitionspartner, unterstützt, wirft ein Schlaglicht auf das Ansehen, das der künftige Kommissar in den eigenen Reihen genießt. (Gerhard Mumelter/DER STANDARD, Printausgabe, 24.4.2008)