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Die Wal-Mart-Tochter hat den Verkauf von Reis eingeschränkt. Das Getreide kostet derzeit so viel wie noch nie - und die Notierungen könnten weiter steigen.

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Noch ausreichend Reis ergattert hat diese Kundin von Costoco - die Kette rationierte ebenso wie Sam's Club das Nahrungsmittel. Der Preis wird dadurch weiter angeheizt.

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Die weltweite Nahrungsmittelkrise hat eine neue Dimension erreicht. Nachdem sich der Preis allein in diesem Jahr nahezu verdreifacht hatte, sehen sich US-Handelsketten zu Rationierungen von Reis gezwungen. Die Tochtergesellschaft des weltweit größten Lebensmittelhändlers, Wal-Mart, Sam's Club, begründete den Schritt damit, dass Kunden das Nahrungsmittel zu horten begonnen hätten. Pro Besuch dürfen nun maximal vier Säcke Reis zu neun Kilogramm erstanden werden.

Zuvor hatte schon der Konkurrent Costco ähnliche Maßnahmen gesetzt. Die Rationierungen haben die Reis-Notierungen an den Börsen weiter nach oben getrieben. An der Warenbörse in Chicago wurde ein neuer Rekord erzielt, am Markt des weltgrößten Ausfuhrlandes Thailand stieg der Preis je Tonne Reis am Donnerstag erstmals auf mehr als 1000 Dollar.

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Bangkok/Chicago - Die von weltweit steigenden Lebensmittelpreisen verursachte Ernährungskrise hat einen neuen Höhepunkt erreicht: In Thailand kostete eine Tonne Reis am Donnerstag erstmals mehr als 1000 Dollar. Damit hat sich der Preis für das lebenswichtige Grundnahrungsmittel im größten Reisexportland seit Jahresbeginn fast verdreifacht. Auch an der weltgrößten Warentermin-Börse in Chicago kletterte der Reispreis auf ein Rekordhoch.

Verschärft wird die Krise durch die Verhängung von Exportbeschränkungen wichtiger Anbauländer. So stoppten u.a. Indien und Vietnam in den vergangenen Wochen ihre Reisausfuhren, um das Angebot im eigenen Land besser bedienen zu können und die Preisexplosion für einheimische Kunden zu stoppen. Auch Brasilien folgte nun mit dieser Maßnahme.

Der thailändische Verband der Reisexporteure rechnet daher mit einem weiteren Preisanstieg. In Bangkok könnte sich der Reis nach Einschätzung von Händlern in diesem Jahr noch auf über 1300 Dollar pro Tonne verteuern. Zu Jahresbeginn lag der Preis noch bei 380 Dollar. Die Regierung in Thailand hat wiederholt erklärt, ihre Reisexporte nicht beschränken zu wollen, was ihr Beifall von der Welthandelsorganisation eingebracht hat. Für die Verbraucher in Thailand dürfte sich die Lage dadurch aber zunächst kaum verbessern.

Wegen der Krise erlaubt die Wal-Mart-Tochter Sam's Club ihren Kunden seit Mittwoch nur noch den Kauf von vier Reissäcken à neun Kilo pro Besuch. Der Konkurrent Costco Wholesale berichtete ebenfalls von einer auffallend großen Nachfrage nach Grundnahrungsmitteln wie Reis oder Mehl. "Wohin man auch blickt: Überall tauchen Berichte über Lebensmittelengpässe und Hamsterkäufe auf", sagte der US-Reis-Broker Neauman Coleman. An dem Chicago Board of Trade hat der Zentner Reis erstmals bei mehr als 25 Dollar notiert.

Die rasant steigenden Lebensmittelpreise haben von Asien über Afrika bis in die Karibik zu gewaltsamen Protesten geführt. In Haiti stürzte die Regierung im Zuge der Unruhen. Ein Ende der Krise ist nicht in Sicht, weil sich an den Gründen für die Preisexplosion vorerst nicht viel ändern dürfte. Dazu zählen die wachsende Weltbevölkerung, der Anstieg der Lebensqualität in Schwellenländern wie China, der Trend in Industrieländern zu Bio-Sprit und Ernteausfälle in wichtigen Exportländern wie Australien im Zuge immer stärkerer Wetterschwankungen. Hinzu kommen Spekulationsgeschäfte. (Reuters, as, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.4.2008)