Wien (APA) - Ein Gehaltskonto kostet durchschnittlich fast 70 Euro im Jahr, stellte die Arbeiterkammer (AK) fest. Eine aktuelle Untersuchung von 37 Kontomodellen bei 20 Banken zeige: "Die Guthabenzinsen sind armselig, die Minuszinsen hoch. Hinzu kommen noch Nebenspesen, die das Konto verteuern", teilte die AK am Donnerstag mit. So kann bei einer nicht vereinbarten Kontoüberziehung ein Abbucher nicht durchgeführt werden: Das kostet zwischen vier und zehn Euro Spesen - sechs Banken hätten diese Spesen gegenüber 2007 kräftig erhöht.

Die AK hat die Kosten und Spesen von zehn Konten mit Einzelpreisverrechnung und 27 Konten mit Pauschalpreisverrechung Mitte April erhoben. Für einen Normal-Kontonutzer (240 Buchungen im Jahr) kostet ein Girokonto mit Pauschalpreisverrechnung 1,68 Euro (easygratis von der easybank) bis 169,56 Euro (Erfolgskonto Gold von der Bank Austria) im Jahr.

Für Konten mit Einzelverrechnung zahlen Konsumenten 43,23 Euro (PSK Konto Box von der PSK) bis 153,96 Euro (BTV-Gehaltskonto von Bank für Tirol und Vorarlberg) pro Jahr. Im Durchschnitt kostet ein Gehaltskonto 69,37 Euro pro Jahr. Girokonto mit Einzelpreisverrechnung heißt, dass neben der Kontoführungsgebühr für alles andere extra gezahlt wird. Bei Konten mit Pauschalverrechnung gibt es starke Unterschiede bei den Leistungen, was im Paket drinnen ist - wie beispielsweise Kontoführungsgebühr, alle Buchungszeilen, eine Bankomatkarte.

Teures Überziehen

Die Guthabenzinsen betragen 0,125 Prozent (Bank Austria, Bank für Tirol und Vorarlberg, Bawag, Erste Bank, Hypo Alpe Adria, Hypo OÖ, PSK, Sparda Bank Wien, Wiener Spar- und Kreditinstitut) bis 1,75 Prozent (easybank, RLB NÖ Wien, Verkehrskreditbank). Die Überziehungszinsen innerhalb des Kontorahmens belaufen sich auf 7,375 Prozent (Girokonto bei bankdirekt.at) bis 13,25 Prozent (Erfolgskonto bei Bank Austria). Wer über den Kontorahmen hinaus überzieht, zahlt zusätzlich fünf Prozent Strafzinsen.

Die AK warnt des weiteren vor Nebenspesen: Zahlschein-Transaktionen auf ein institutsfremdes Konto kosten 2 (Bank für Tirol und Vorarlberg, Hypo OÖ) bis 5 Euro (Wiener Spar- und Kreditinstitut).

Miete, Telefon, Strom - Einzahlungen an der Bankkassa läppern sich im Jahr. So kosten die Zahlscheinspesen im günstigsten Fall 46 Euro, im schlimmsten Fall 115 Euro. Die neue EU-Verbraucherrichtlinie soll rasch umgesetzt werden, damit die Konsumenten regelmäßig über die Höhe des Soll-Zinssatzes am Kontoauszug informiert werden, fordert daher die AK.

Außerdem solle der Überziehungsrahmen am Kontoauszug angegeben werden: Es gibt Banken, die automatisch einen Überziehungsrahmen gewähren, manche tun das nur auf Anfrage des Kunden. Wird der Rahmen überschritten, werden von den Banken zusätzlich zum Soll-Zinssatz Überziehungszinsen von fünf Prozent verrechnet.

Klipp-und-Klar-Infos

Bei Einzelpreiskonten mit mehreren Zeilengebühren sollten die Preise pro Buchung im Detail aufgelistet sein, fordert die AK. Bei den Pauschalpaketen machten die unterschiedlichen Leistungen einen Kontovergleich schwierig. Für Kunden sollte es daher Klipp-und-Klar-Infos geben, wie viel die einzelnen Transaktionen kosten.

Das Verhandeln über die Zinsen für Guthaben und Überziehungen lohne sich, raten die Konsumentenschützer. Auf der AK Homepage unter www.bankenrechner.at seien die aktuellen Bankkonditionen für Girokonten zu finden. Kunden sollten zeitweise nachfragen, wie hoch der Überziehungsrahmen und der aktuell verrechnete Minuszinssatz sind. Barabhebungen oder Barzeinzahlungen am Schalter (Kosten bis zu 1,84 Euro) ebenso wie Bareinzahlungen von Zahlscheinen (bis zu 5 Euro) kämen teuer.

Bei Konten mit Einzelpreisverrechnung gilt: Weniger Transaktionen bedeuten weniger Spesen. Außerdem sei bei Konten mit einer sogenannten Pauschalverrechnung zu prüfen, ob tatsächlich alle oder nur bestimmte Buchungen kostenlos sind. (APA)