Wien – Zehn Fragen an Natascha Kampusch stellt auch die Wochenillustrierte News in ihrer neuen Ausgabe. "Werden Sie noch darüber sprechen?", lautet eine davon. Sie bezieht sich auf die intimen Details, die im Zuge der weitergegebenen Akten an die Öffentlichkeit gelangten. "Ich wüsste nicht, worüber ich noch sprechen sollte. Die voyeuristische Gier des Boulevards werde ich sicher nicht bedienen", verweigert Kampusch die Auskunft. Also spricht die Wochenillustrierte für sie. In einem Zusatzartikel werden sämtliche Details ausgebreitet, seitenweise Gerüchte geschürt, Spekulationen angestellt.

Das pikante Detail am Rande: Die Kanzlei von Kampuschs Anwalt Gerald Ganzger vertritt gleichzeitig auch die Verlagsgruppe News. Was sagt Ganzger zu dieser Form der Berichterstattung? "Wir vertreten die Verlagsgruppe News, aber nicht gegen Kampusch oder vice versa." Die "zehn Fragen" seien nicht mit ihm abgestimmt. "Ich bin ja nicht wahnsinnig", sagt Ganzger zum Standard. "Das ist ein Interessenkonflikt, in den wir uns nicht einmischen." Im Fall von News werde Kampusch von ihrem Mediencoach Dušan Uzelac beraten. Kampusch habe den Bericht gelesen, man werde, professionelle Trennung hin oder her, mit Ganzger "darüber reden", sagt Uzelac.

"Wir haben es uns nicht leicht gemacht", sagt News-Chefredakteur Josef Votzi. "Unsere Geschichte ist der Versuch, Gerüchte und Fakten aufzuarbeiten." Medienrechtlich sieht Votzi kein Problem, wenngleich er zugibt: "Es ist ein Grenzgang." (Doris Priesching, DER STANDARD - Printausgabe, 25. April 2008)