Tengelmann-Chef Christian Haub: "Die Billigimporte gehen zurück."

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Wien - Ein wenig nervös sei er, sagt Christian Haub. Nervöser als vor 20 Jahren, als er hier voller Ehrgeiz die Diplomprüfung abgelegt habe. Das Publikum, dass sich nun zu seinem Auftritt an der Wiener Wirtschaftsuniversität eingefunden hat, ist jedoch milde. Ein Umsatz von gut 25 Milliarden Euro, 155.000 Mitarbeiter und 8500 Läden von Plus über Kik bis Obi beeindrucken eben.

Haub führt den Handelskonzern Tengelmann in siebter Generation. Nach dem Studium in Wien wechselte er nach New York und lenkt seither die US-Geschäfte des Familienimperiums- diskret und unauffällig. Mit einem schillernden Handelsmanager hat er wenig gemein.

Die enorme Herausforderung für den Einzelhandel seien künftig die steigenden Lebensmittelpreise, ist Haub überzeugt. Erhöhungen dieses Ausmaßes habe er noch nie erlebt, der Billigimport gehe zurück. Keiner komme umhin, die Preise weiter anzuheben und den Ausbau der Eigenmarken voran zu treiben.

Haub räumt jedoch ein, dass eine moderat wachsende Inflation auch gute Seiten für Lebensmittelketten habe. Sie treffe nämlich zuerst die Lieferanten. Der Handel selbst erziele zunächst einmal höhere Umsätze, während seine Kosten meist nicht im selben Tempo stiegen.

Kritik aus dem Publikum am geplanten Verkauf der Töchter Zielpunkt und Plus in Österreich lässt Haub nicht gelten. "Es macht keinen Sinn an Geschäftsteilen festzuhalten, die nicht mehr konkurrenzfähig sind und denen Wachstumsmöglichkeiten fehlen." Sein Konzern sei nicht bereit, dafür Kapitalreserven einzusetzen. Erzwungen werde jedoch nichts, ergänzt er wenig später. Finde sich kein passender Partner, dann werde Tengelmann doch selbst Geld in die Hand nehmen. Dass sein Konzern bei der Kette auch Fehler gemacht habe - etwa den Einkauf in Deutschland zu bündeln - gibt er offen zu. Hinter den Kulissen ist zu hören, dass der Verkauf in wenigen Wochen - später als intern erhofft - über die Bühne gehen soll. Plus und Zielpunkt zu filetieren, lehnt Haub ab.

Angesprochen auf fehlende Betriebsräte - in Österreich gab es bei Kik deswegen monatelanges Kräftemessen - erteilt der Manager der Gewerkschaft eine Absage. Er glaube an die unternehmerische Selbstbestimmung. "Wir handeln im besten Interesse unserer Mitarbeiter, wir können auch ohne Betriebsräte gut mit den Leuten arbeiten."

Was längere Ladenöffnung anbelangt, outet er sich als Freund des freien Sonntags. Der Trend zur Sieben-Tage-Woche ließe sich jedoch nicht aufhalten: In den USA sei der Sonntag der stärkste Einkaufstag. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25.4.2008)