Zur Debatte um die Kostensituation im geförderten Wohnbau und die Rolle der Architekten, die der Obmann des Dachverbandes gemeinnütziger Wohnbauvereinigungen Karl Wurm im STANDARD vom 16. April losgetreten hat (1), bezieht das Institut für Architektur der Universität für angewandte Kunst Wien Stellung:

Architektur ist gebaute Kultur und der Architekt/die Architektin hat einen kulturellen Auftrag. Architektur ist mehr als das "Verbessern" von Wärmedämmung oder das Suchen nach noch günstigeren Fenstern für den überdimensionierten Schuhkarton. Der sozialistische Plattenbau in technisch verbesserter Bauweise kann wohl kein Thema einer seriösen Architekturdebatte sein.

Die Qualität des öffentlichen Raums im Allgemeinen und des hier diskutierten Wohnbaus im Speziellen wird fast ausschließlich von der Bürokratie (durch Normen), der Bauwirtschaft (durch Preise) und den Investoren (durch Rendite-Interessen) bestimmt. Nachhaltigkeit, Sicherheit und konstruktive Effizienz sind zweifellos Themen der Architektur, aber sie können nie deren ausschließliche Qualitätskriterien sein.

Für Österreich, das sich selbst stets als "Kulturnation" darstellt, sollte Architektur mehr sein als lediglich ein gebautes Abbild der diversen Hochbaurichtlinien. Das Horrorszenario einer billigen Bauindustrie-Landschaft würde unsere Städte und ihre soziale, öffentliche Kultur zunichte machen.

Zur unfairen und polemischen Darstellung des Zaha Hadid-Baus in Wien-Spittelau, die sich offensichtlich gegen moderne Architektur als Ganzes richtet, muss klargestellt werden, dass das ursprüngliche Raumprogramm (Künstlerateliers) von Seiten des Bauherrn ständig geändert und letztendlich der Innenraum ohne Zutun der Architektin in "biederste" Niedrigenergiewohnungen unterteilt wurde. Dies hatte zur Folge, das auch die Fassade nach anderen Energierichtlinien ausgeführt werden musste und somit aus großen Studioverglasungen kleine Fensterchen wurden.

Das sind nur zwei Beispiele einer Riesenkette von Fehlentscheidungen des Bauträgers. Der Konkurs der SEG ist bedauerlich, doch reinstes Eigenverschulden und keinesfalls mit Planungen der Architektin in Zusammenhang zu bringen.

Das Institut für Architektur der Universität für angewandte Kunst Wien weist den Versuch von Herrn Wurm aufs Schärfste zurück, in der Öffentlichkeit eine Architektenhetze zu inszenieren, die aus fragwürdigen Motiven mit den niedrigsten Ressentiments gegen kulturelle Ansprüche agitiert. (DER STANDARD/Printausgabe, 25.04.2008)