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Wien - Wer in Österreich billig einkauft, zahlt immer noch mehr als in Deutschland. Die Arbeiterkammer hat bei Hofer, Lidl, Penny, Zielpunkt und Plus 291 Lebens- und Reinigungsmittel in Wien und Bayern untersucht. Ihre Bilanz: Idente Produkte seien in Österreich bis zu eineinhalbmal teurer. Hofer etwa verlange selbst umsatzsteuerbereinigt im Schnitt um gut 15 Prozent mehr. Bei Lidl mache der Preisunterschied netto 19 Prozent aus, bei Plus 16 und bei Penny 15 Prozent.

Maria Kubitschek, Leiterin der AK-Wirtschaftsabteilung, sieht zu wenig Wettbewerb im Einzelhandel und die Kartellbehörde am Zug: "Sie muss die Kalkulationen der Ketten durchleuchten." Dass idente Artikel in Österreich doppelt so viel kosteten wie in Bayern, das sei durch nichts zu rechtfertigen.

"Anderes Marktumfeld"

Die Diskonter sehen das anders. Der Vergleich hinke: Aktionsware würde hier oft in den gleichen Topf geworfen, vor allem jedoch sei das Marktumfeld ein anderes. "Wir haben in Österreich etwa höhere Logistik- und Lohnkosten", sagt Lidl-Chef Hanno Rieger dem Standard. Der Absatz sei geringer, die Lieferanten seien kleiner, daher vielfach teurer. Hinter scheinbar selben Eigenmarken steckten unterschiedliche Erzeuger. Alles in allem ergebe das eine völlig andere Kostenstruktur.

"Man fordert einerseits von uns, dass wir regional einkaufen, auf die CO2-Bilanz achten", sagt Horst Leitner, Chef des Zentraleinkaufs bei Hofer. Bei Preisen würden dann auf einmal internationale Maßstäbe angewandt. In Deutschland gingen Bauern wegen der sinkenden Milchpreise auf die Straße. Hofer werde in Österreich mit seinen Milchpreisen derzeit nicht weiter nach unten gehen. Qualität habe seinen Preis, "die Lebensmittelskandale in Deutschland sind kein Zufall", ergänzt Leitner.

"Katastrophale Datenlage"

Österreich lege Wert auf Gütesiegel und Kontrollinstanzen. Das koste eben, so Josef Domschitz vom Verband der Lebensmittelindustrie. Wer Preisvergleiche anstelle, müsse zudem berücksichtigen, dass der deutsche Diskontanteil im Handel deutlich höher sei als der österreichische.

Hofer und Lidl sind sich in Deutschland fast ebenbürtig, das verschärft den Konkurrenzkampf. In Österreich hält Hofer hingegen satte 20 Prozent des gesamten Marktes, in einzelnen Bereichen noch mehr. Über Preise allein Rückschlüsse auf Absprachen und Kartelle zu ziehen sei jedoch unzulässig, sagt Stefan Keznickl von der Wettbewerbsbehörde. Das ließe sich nur über Analysen des Beschaffungsmarktes beweisen und mit der Hilfe von Kronzeugen. Kubitschek verlangt Wettbewerbsmonitoring. Die Datenlage dazu sei derzeit "katastrophal". (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26./27.4.2008)