Graz - Der ehemalige steirische ÖVP-Wirtschafts- und Finanzlandesrat Herbert Paierl steigt ins Textilgeschäft ein: Gemeinsam mit Peter Blaschitz (EOSS Beteiligungs GmbH) hat er die Borckenstein AG/ Neudau, eine Spinnerei für Spezialgarne, übernommen. Wie in der Textilbranche üblich seien die Margen zwar eng, das Unternehmen aber gesund und der Ausblick positiv, sagte Paierl am Freitag gegenüber der APA.

Paierl und Blaschitz haben das Unternehmen von den bisherigen Eigentümern (Privatstiftungen der Familien Borckenstein und Hauser) um einen nicht genannten Preis gekauft (Paierl: "Geschenkt haben wir es nicht bekommen"). Das Unternehmen beschäftigt rund 450 Mitarbeiter und ist damit der größte industrielle Arbeitgeber in der Region Hartberg. Laut KSV setzt Borckenstein aktuell rund 73 Mio. Euro um, wobei die Verbindlichkeiten mit 6,0 und die Forderungen mit 10,9 Mio. Euro zu Buche standen (2007). 2008 wurden 3,2 Mio. Euro investiert.

Aufsichtsratschef

Paierl, heute Vorstand der Unternehmens Invest AG (UIAG), wird als Aufsichtsrats-Vorsitzender agieren. Er sieht in Borckenstein "einen lebenden Beweis dafür, dass die Old Economy trotz eines von der Globalisierung speziell in der Textilbranche getriebenen heftigen Strukturwandels bis heute und sicher auch in Zukunft bestehen kann." Ziel sei es, den Standort Neudau nicht nur abzusichern, sondern als effizienter und technologisch kompetenter Partner in der textilen Verarbeitungskette zu wachsen.

Borckenstein ist vor 220 Jahren als erste mechanische Spinnerei Österreichs von einem in England lebenden K&K-Diplomaten in Neudau gegründet worden. 1821 wurde die Firma "G. Borckenstein & Sohn" unter wesentlicher Beteiligung der Firma "Seutter & Co. Aktiengesellschaft errichtet, mit der 1979 die Verschmelzung erfolgte. Nach dem Ausscheiden von Wolfgang Borckenstein übernahmen Stiftungen die Geschicke. Im September 2003 wurde das Werk in Eggendorf/ Wiener Neustadt geschlossen. (APA)