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Anhänger der Opposition wurden festgenommen.

Foto: REUTERS/Philimon Bulawayo
Harare/Nairobi – Der Sturm auf das Hauptquartier von Simbabwes Opposition erinnerte an einen Anti-terroreinsatz: Dutzende Polizisten sprangen am Freitagmorgen mit erhobenen Waffen aus ihren Fahrzeugen und besetzten binnen Minuten die Zentrale der Bewegung für demokratischen Wandel (MDC) im Zentrum der Hauptstadt Harare. Dann zerrten sie einen nach dem anderen in bereitstehende Transporter.

"Musste um mein Leben rennen"

„Sie haben Hunderte mitgenommen, unter ihnen schwangere Frauen, Kinder und Flüchtlinge, die gerade erst vom Land angekommen waren“, berichtet MDC-Sprecher Nelson Chamisa. „Ich selbst musste um mein Leben rennen.“ Amnesty International sprach von 375 Verhafteten. Nach ihren Informationen stürmten Polizisten zeitgleich das Hauptquartier der Wahlbeobachter vom „Zimbabwe Election Support Network“. In einem Haftbefehl wird den Beobachtern angeblich ein versuchter Staatsstreich vorgeworfen. Polizeisprecher Wayne Bvudzijena verteidigte den Sturm auf das MDC-Hauptquartier als Vorgehen gegen militante Kräfte, die Häuser von Mitgliedern der regierenden Zanu-PF von Präsident Robert Mugabe angezündet hätten. Er versicherte, alle Unschuldigen würden umgehend freigelassen. Doch das mag in Simbabwe, wo die Wahlkommission auch vier Wochen nach der Stimmabgabe das Ergebnis der Präsidentenwahl verheimlicht, kaum jemand glauben.

323 Opfer

Die simbabwische Gruppe „Ärzte für Menschenrechte“ berichtete, seit den Wahlen seien 323 ihrer Mitglieder Opfer von Gewalt und Folter geworden. So hätten uniformierte Kräfte einen 39-jährigen Mann in der Nacht aus seinem Haus gezerrt und so heftig verprügelt, dass gebrochene Rippen Teile seiner Lunge zerstört hätten. „Menschen werden verschleppt, gefoltert, gedemütigt und in einigen Fällen auch ermordet“, hieß es auch in einer Erklärung der Simbabwischen Kirchenkonferenz, der katholischen Bischofskonferenz und der Evangelischen Gemeinschaft Simbabwes. Wahlbeobachter der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft (SADC) riefen die Wahlkommission auf, spätestens an diesem Samstag alle Ergebnisse bekanntzugeben.

USA: Sieg Tsvangirais

Die Kommission hatte vor einer Woche mit einer Neuauszählung in 23 Wahlkreisen begonnen. Die neun bislang veröffentlichen Ergebnisse blieben unverändert. Mugabes Zanu-PF fehlen neun Sitze im Parlament, um ihre Mehrheit zu sichern. Die Afrika-Beauftragte des US-Außenministeriums, Jendayi Frazer, hatte am Donnerstag zu Beginn einer Südafrikareise erklärt, die USA hielten MDC-Chef Morgan Tsvangirai für den Wahlsieger in Simbabwe. (Marc Engelhardt, DER STANDARD, Printausgabe, 26.4.2008)