Nach der brutalen Attacke zweier junger Männer auf den Wiener Bezirkspolitiker Gottfried Natschläger wird viel über Ursachen und Vorbeugung derartiger Gewaltausbrüche diskutiert. Das ist logisch und verständlich. Doch darüber sollte auch das Nachdenken über die Angst nicht ganz vergessen werden.

Diese Angst beschleicht wohl jeden, der sich mit den näheren Umständen dieses Verbrechens beschäftigt: Wahrscheinlich ist Natschläger aus reinem Zufall zum Opfer brutaler Schläger geworden. Schlicht und einfach, weil er eines Mittwochs um 18 Uhr in der Nähe einer Straßenbahnstation im bürgerlichen Bezirk Währing unterwegs war. Jetzt liegt er in Lebensgefahr in einem Wiener Spital. Wie anders als krass verstörend und verunsichernd soll es denn wirken, wenn Brutalität und Gewalt auf diese brüske Art in ein - wie es bisher schien - sicheres Stück Alltag eingedrungen sind?

Für viele Österreicher ist diese Verunsicherung aber nur eine weitere unter vielen. Tatsächlich beeinträchtigen immer mehr echte und übertrieben dargestellte Gefahren das Sicherheitsgefühl der Menschen - und in der öffentlichen Diskussion darüber, welche Risiken real und welche weniger groß sind, wird oft getrickst. Einem Schüren von Befürchtungen kommt es etwa gleich, wenn - wie vor zwei Tagen auf dem Titelblatt der Kronen Zeitung - von "explodierender Kriminalität" bei jungen Ausländern die Rede ist. Wer stattdessen wirklich etwas gegen das Gefühl der Angst unternehmen will, muss Resultate liefern - etwa, indem die zwei Schläger von Währing von der Polizei dingfest gemacht werden. (DER STANDARD, Printausgabe, 26.4.2008)