Was für den einen glänzende Abendunterhaltung bedeutet, ist in den Augen anderer eine Affront. Als zwischen 15. und 20. März dieses Jahres die Show "Mama Africa – Circus der Sinne" durch Österreich tourte, gab es nicht allein Lob und Beifall. Vor allem der Slogan, mit dem die artistische Bühnendarbietung beworben wurde, rief heftige Proteste hervor: Mit "Wild! Exotisch! Erotisch! Anders!" – so der Wortlaut auf den Veranstaltungs-Plakaten – würden koloniale Klischees wiederholt und rassistische Vorurteile bedient, kritisieren vor allem Österreicher afrikanischer Abstammung.

Das Spektakel in der Tradition von André Hellers "Afrika! Afrika!" feierte im Dezember 2006 in Ulm Welturaufführung und gastierte seither in Dutzenden Städten Europas. Der Initiator der Show, der in Simbabwe geborene Artist Winston Ruddle, und sein Co-Produzent Hubert Schober betonen die Herkunft ihrer rund 50-köpfigen Zirkustruppe. Im Unterschied zu Hellers Projekt würde hier erstmals eine Zirkusshow präsentiert, deren Artisten, Musiker und Sänger ausschließlich vom afrikanischen Kontinent stammen würden.

"Ungerechtfertigte" Beschwerden

Die erhobenen Vorwürfe, die Werbung für die Veranstaltung sei rassistisch und eine Anhäufung von Stereotypen, wurden von Schober in einer "Presse"-Stellungnahme (2. März 2008) als ungerechtfertigt zurückgewiesen. Erotik sei doch eine schöne Sache, wer in dieser Sache Schlechtes denke, habe selbst ein Problem, erklärte der Mit-Produzent der Show.

Der Verein zur Förderung kultureller Medienarbeit (M-MEDIA) sieht das anders und hat auf den Internetseiten des Österreichischen Werberates Beschwerde eingelegt. Die Organisation bat um Prüfung des Plakats zur "Mama Africa"-Show und stellt fest: "Wir von M-MEDIA betrachten diese Werbung als sexistisch, kolonialistisch und rassistisch gegenüber Menschen schwarzer Hautfarbe aus Afrika."

Der Werberat wollte dem nicht stattgeben. In seiner Reaktion auf die Beschwerde heißt es dort: "Der Österreichische Werberat sieht keinen Grund zum Einschreiten. Die Begriffe 'wild' und 'exotisch' signalisieren weder Rassismus noch Kolonialismus. Der erotische Aspekt bewegt sich themengerecht im Rahmen." (red)