Eifrig wie die Bienen sammeln Beteiligungshäuser derzeit Geld für ihre Private-Equity-Fonds ein. Diesen "Blütenstaub" lukrativ zu veranlagen, wird durch die Finanzkrise jedoch schwieriger.

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Beteiligungsunternehmen können trotz Finanzkrise zwar Millionen für ihre Fonds einsammeln. Das Geld wieder zu investieren ist da schon schwieriger. Die Aktivitäten im Bereich "Fusionen & Übernahmen" gehen zurück.

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Wien – Während die Banken weiter mit der Kreditkrise kämpfen, haben Beteiligungsunternehmen derzeit kaum Schwierigkeiten, Kapital einzusammeln. So hat das Schweizer Private-Equity-Unternehmen Capvis aktuell 600 Millionen Euro einsammeln können. Und das ohne Probleme: "Wir hätten locker auch mehr Geld aufstellen können", sagt Eric Trüeb, Investment Director bei Capvis zum STANDARD.

Capvis hat in Österreich zuletzt Polytec an die Börse gebracht und hält derzeit eine Beteiligung am Systemhaus ACP (All Computer Products), die in zwei Jahren ebenfalls über die Börse abgegeben werden könnte.

Auch international läuft das Fundraising-Geschäft für Private-Equity-Häuser gut. So hat etwa das europäische Beteiligungsunternehmen CVC Capital Partners 4,1 Mrd. Dollar (2,57 Mrd. Euro) für Übernahmen in Ostasien und Australien eingesammelt. Der Finanzinvestor spricht von dem größten jemals aufgelegten Fonds für die Region Asien-Pazifik. Dies zeige den anhaltenden Appetit der Investoren für attraktive Anlagemöglichkeiten trotz der Finanzkrise.

Kreditkrise belastet

Doch ganz so leicht dürfte es im Moment nicht sein, das eingesammelte Geld auch wieder lukrativ zu investieren. Denn die weltweiten Aktivitäten bei Fusionen und Übernahmen (Mergers&Akquisitions) sind im ersten Quartal deutlich zurückgegangen.

Der "Zew-Zephyr-M&A-Index" ist im März um 18 Prozent gefallen und hat bei 113 Punkten geschlossen. Vergangenen Dezember stand der Index noch bei 138 Punkten. Damit befindet sich der Index derzeit zwar noch über seinem Startniveau von 100 Punkten im Jänner 2000. Er sinkt jedoch unter sein langjähriges Mittel von 125 Punkten und befindet sich jetzt auf dem tiefsten Stand seit vier Jahren.

Der Index bildet die Entwicklung weltweit abgeschlossener Fusionen und Übernahmen seit Beginn des Jahres 2000 ab. Grundlage der Berechnung sind Anzahl und Volumina der abgeschlossenen Fusionen und Übernahmen. Damit zeigen sich zum ersten Mal die Auswirkungen der weltweiten Kreditkrise und der damit verbundenen nachlassenden wirtschaftlichen Dynamik auf dem M&A-Markt, heißt es in einer Mitteilung des Zew. Für die kommenden Monate deute sich ein weiterer Rückgang an. Zwar sei die Ertragssituation vieler Unternehmen insbesondere in Europa weiterhin hervorragend, wodurch gute Voraussetzungen für eine Belebung des M&A-Marktes geschaffen werden. Andererseits führen die Turbulenzen an den weltweiten Börsen eher zu einer Behinderung von M&A-Aktivitäten, da durch sie auch die Attraktivität von Aktien als Akquisitionswährung leidet.

Große Deals sind schwer

Im Mittelstandsbereich seien Beteiligungen noch kein Problem, erklärt Roman Göd, Geschäftsführer von MP Corporate Finance im Standard-Gespräch. Dabei denkt Göd vor allem an Osteuropa, wo die Anzahl der Fusionen und Akquisitionen im Vorjahr um zwölf Prozent auf 4200 gestiegen sind.

Kleine Deals bis 200 Mio. Euro könnten trotz Finanzkrise problemlos durchgeführt werden, sagt Göd. Einzig die Entscheidungsprozesse würden länger laufen. Kritischer werde es bei Beteiligungen, deren Volumen die 200-Millionen-Euro-Grenze übersteigt. "Die Milliarden-Deals gehen derzeit schlecht", sagt Göd. In diesen Bereich drängen vor allem Staatsfonds. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 28.4.2008)