Genf - Egal ob im lauten New York, im noblen Davos oder in Accra, der Hauptstadt des armen Ghana. Überall spickt Uno-Generalsekretär Ban Ki-moon seine Reden mit einer gutgemeinten Forderung. "2008 soll das Jahr der unteren Milliarden sein". Die unteren Milliarden sind die Habenichtse der Globalisierung, jene Menschen, die ihr Dasein mit weniger als einem US-Dollar pro Tag fristen müssen.
Anfang der Woche wird Ban in Bern und Genf über den Kampf gegen die Armut sprechen. In den vergangenen neun Monaten schossen die Nahrungspreise laut der Uno-Landwirtschaftsorganisation FAO im Durchschnitt um fast die Hälfte nach oben. Reis, die Hauptspeise für Milliarden, verteuerte sich von März 2007 bis März 2008 um fast 80 Prozent. Die Ursachen der Teuerung reichen vom rasanten Bevölkerungswachstum über Dürren bis hin zu Spekulation.
Milleniumsziele bis 2015
Die Folge: Hunger und Aufruhr. Und: Die globale Lebensmittelkrise droht das ehrgeizige Uno-Projekt zur globalen Armutsbekämpfung zum Entgleisen zu bringen. Im Jahr 2000 gelobten die Staats- und Regierungschefs das Elend der Welt bis 2015 energisch zu bekämpfen. Die Entwicklungsländer sollten den materiellen Graben zu den reichen Staaten Europas, Nordamerikas und auch zu Japan endlich verringern. Die Uno gab acht konkrete Ziele vor, die so genannten Millennium –Entwicklungsziele. Seitdem konzentriert die Weltorganisation ihre Energien auf den Kampf für eine bessere Welt. Bereits vor Ausbruch der Lebensmittelkrise aber, im Juni 2007, musste die Uno eingestehen: "Der Gesamterfolg des Projekts ist weit davon entfernt, gesichert zu sein." Vor allem das schwache Entwicklungsniveau Afrikas ließ die Fachleute verzweifeln. "Aber jetzt stehen wir vor noch viel gewaltigeren Herausforderungen", gesteht Uno-Chef Ban im Frühjahr 2008.
Am offensichtlichsten gefährdet die Nahrungskrise das zentrale erste Ziel, die Bekämpfung der extremen Armut und des Hungers. "Wer weniger als einen Dollar zum Leben hat, der kann sich schon bei geringen Preisschüben kaum noch ernähren", bringt es der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan auf den Punkt. Und: Wer nichts zu beißen hat, kann auch nicht gut arbeiten. Die Weltbank befürchtet: Der Hunger drückt rund 100 Millionen Menschen in armen Ländern noch tiefer ins Elend.
Kinderarbeit fürs Überleben
Ebenso das ambitionierte Ziel 2, allen Kindern eine elementare Schulbildung zu geben, droht außer Reichweite zu geraten. "Um das eigene Überleben durch Arbeit zu sichern, könnten Kinder gezwungen sein, die Schule abzubrechen", heißt es bei Unicef. Zudem mangelt es mehr und mehr Schulen am Geld für Schulessen.