Bern - Wie bei keinem anderen Sportereignis zuvor blüht der Schwarzhandel mit Eintrittstickets für die EURO 2008 in Österreich und der Schweiz (7. bis 29. Juni). Obwohl die Europäische Fußball-Union (UEFA) ein hartes Vorgehen angekündigt hat und bereits von Hunderten verhängten Bußen spricht, zeigen Recherchen der Schweizer "Sonntagszeitung", dass der Kontinentalverband und die Turnierorganisation EURO 2008 SA dem Treiben weitgehend untätig zusehen müssen.

"Die Gesetzesgrundlagen erlauben es nicht, in jedem Land gegen Verkaufsplattformen vorzugehen", räumte EURO-Sprecherin Pascale Vögeli ein. In der Schweiz sei der Handel mit Tickets legal, während dieser etwa in Großbritannien untersagt sei. Man gehe aber gegen die Verkäufer direkt vor.

Dem Blatt zufolge wird sogar UEFA-intern über die Lippenbekenntnisse gegen den Schwarzhandel gelacht. Weil kaum ein Verkäufer im Internet mit seinem Namen oder seiner Referenznummer auftritt, verlaufe die Suche meist erfolglos. Und wo der Handel legal ist, kommt der Verband gar nicht an die Kundendaten in Internetbörsen heran. Ein Beispiel dafür ist die in Rüti bei Zürich beheimatete Plattform "EMTicket".

Laut der "Sonntagszeitung" werden dort derzeit rund 3.000 Tickets gehandelt, die auf einer nach oben offenen Skala leicht einige Hundert Euro kosten können. Der Betreiber der Plattform hat nach eigenen Angaben noch nie etwas von der UEFA gehört und weiß auch von keinen Interventionen bei seinen Kunden.

Neben Angeboten auf weiteren Plattformen wie eBay bieten seit Monaten professionelle Ticket-Wiederverkäufer Karten für Spiele der EURO 2008 feil. Die UEFA warnt immer wieder, diese könnten noch gar keine Tickets haben und seien deshalb unseriös.

Einige der Angebote erwecken tatsächlich diesen Eindruck. Sie garantieren für den Fall, dass die Tickets nicht geliefert werden, bloß eine teilweise Kostenrückerstattung. Aus dem Kreis der Turnierorganisatoren ist dem Blatt zufolge indes zu hören, es flößen massenhaft für Sponsoren und Verbände reservierte Tickets in diese Kanäle - umso mehr je näher das Turnier rückt.

Indizien dafür sind vorhanden. Nach Angaben des Berner EURO-Delegierten Marcel Brülhard haben Offizielle des niederländischen Fußballverbands angekündigt, dass bei den Spielen des Teams von Marco van Basten doppelt so viele Oranje-Fans aus der Heimat in der Berner EM-Arena "Stade de Suisse" anwesend sein sollen, als Tickets für sie reserviert worden seien.

Fazit der "Sonntagszeitung": Gemessen am Angebot sind die angeblichen Erfolge der UEFA im Kampf gegen den Schwarzhandel lächerlich. Allein beim kleinen Schweizer Anbieter EMTicket würden mehr Deals getätigt als die UEFA bereits aufgedeckt haben will. (APA)