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Die rapide steigenden Preise für Lebensmittel führen zu Protesten und Demonstrationen. Die UNO will einen Notfallplan erstellen.

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Die rapide steigenden Preise für Lebensmittel führen zu Protesten und Demonstrationen. Die UNO will einen Notfallplan erstellen.

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Mit einem Katalog für Notfallmaßnahmen will die UNO die Lebensmittelkrise in den Griff bekommen. In Manila werden Reiskarten verteilt, in Vietnam drohen jenen Strafen, die aus der Krise Profit ziehen wollen.

Bern/Wien – Die weltweite Nahrungsmittelkrise hat jetzt die UNO auf den Plan gerufen. UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon und die Chefs von 27 UNO-Organisationen haben am Montag in Bern Beratungen über einen Ausweg aus der Krise aufgenommen. In der Schweizer Hauptstadt soll ein Katalog mit Notfallmaßnahmen erarbeitet werden. Vor allem in Afrika und Asien hat die Bevölkerung bereits gewaltsam gegen die Preiserhöhungen bei Grundnahrungsmitteln protestiert. Erste Ergebnisse der UNO-Runde sollen heute, Dienstag, vorgestellt werden.

Ruf nach mehr Hilfe

Der scheidende UNO-Sonderberichterstatter für das Menschenrecht auf Nahrung, Jean Ziegler, hat wegen der weltweiten Hungerkrise einen Appell zu mehr humanitärer Hilfe gerichtet. Millionen Menschen könnten in den nächsten Monaten verhungern. Ziegler nannte am Montag in Genf als Beispiele den palästinensischen Gaza-Streifen und die Bürgerkriegsregion Darfur im Sudan. Das UNO-Hilfswerk für palästinensische Flüchtlinge und das Welternährungsprogramm bräuchten dringend zusätzliche Gelder, um auf die steigenden Nahrungsmittelpreise reagieren zu können. "Es ist eine absolute Notwendigkeit. Diese Menschen haben keine Alternative zur internationalen Nahrungsmittelhilfe; wird die Hilfe gekürzt oder eingestellt, verhungern sie", sagte der Genfer Soziologe bei seiner letzten Pressekonferenz als Sonderberichterstatter.

Notmaßnahmen in Asien

Mit Notfallmaßnahmen wollen die Regierungen der Philippinen und Malaysias nun die Folgen der Reisknappheit für die Ärmsten der Armen mindern. Die malayische Regierung hat Subventionen für die heimische Reisproduktion angekündigt, die rund zwei Drittel der Bevölkerung versorgt. In Manila sollen Reiskarten ausgegeben werden, mit denen Grundnahrungsmittel zur Hälfte des Marktpreises gekauft werden können.

In Vietnam drohen harte Strafen für jeden, der aus der Krise Profit schlagen will. Die Behörden erklärten, in den vergangenen Tagen hätten mehrere Unternehmen massenhaft Reis gekauft, um ihn später mit Gewinn weiterzuveräußern. Zudem hielten Großhändler Vorräte zurück, sagte eine Sprecherin. Die Reisvorräte in Vietnam seien für den heimischen Verbrauch ausreichend, betonte Ministerpräsident Nguyen Tan Dung.

In Malaysia kündigte Verbraucherminister Shahrir Samad an, anders als die heimische Produktion sollten die aus Thailand zugekauften Reisexporte nicht subventioniert werden. Der Preis für Reis aus Thailand hat sich binnen fünf Monaten fast verdreifacht. Die Regierung erwartet, dass die Verbraucher nun verstärkt heimischen Reis kaufen, dessen bislang stabiler Preis nun steigen dürfte.

Während Thailand erklärt hat, die Ausfuhrmenge werde nicht begrenzt, haben Kambodscha und Vietnam solche Obergrenzen eingeführt, um zunächst die eigene Bevölkerung zu versorgen. (AP, sda, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.4.2008)