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Wrigley-Marken führen das Kaugummi-Geschäft an.

Foto: AP/Kersey
Der US-Kaugummi-Riese Wrigley könnte bald neue Eigentümer bekommen. Milliardär Warren Buffett und Süßwarenhersteller Mars bieten mehr als 22 Milliarden Dollar. Der Markt ordnet sich neu.

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New York/Wien - Der US-Milliardär Warren Buffett findet Geschmack an Kaugummi. Der Investor bietet mit seiner Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway um den weltgrößten Kaugummi-Hersteller Wrigley, berichtet das Wall Street Journal. Partner bei der Übernahme sei der Süßwarenriese Mars. Beide wollen für Wrigley mehr als 22 Milliarden Dollar auf den Tisch legen.

Experten erwarten, dass der Deal den Süßwarenmarkt weltweit neu aufmischt und zu weiteren Fusionen führt. Auch die Branchenriesen Hershey und Cadbury Schweppes kamen sich bereits näher - die Verhandlungen verliefen im Vorjahr allerdings im Sand.

William Wrigley gilt als der Vater des Kaugummis. Der Amerikaner gründete 1891 in Chicago eine Seifenfabrik. Aus Seife wurde bald Backpulver, und als Zuckerl zu jedem Backpulversackerl gab es zwei Kaugummistreifen. Diese schlugen ein, Wrigley verlegte sich daher aufs klebrige Geschäft. Heute zählt die Familie zu den bekanntesten US-Dynastien und Förderern Chicagos. Ihr Kaugummikonzern erreichte zuletzt einen Börsenwert von 17 Mrd. Dollar. 10.000 Mitarbeiter in drei Dutzend Fabriken setzen in 180 Ländern 5,39 Mrd. Dollar um. Ihre Umsätze stiegen seit 1997 im Schnitt jährlich um acht Prozent und die Gewinne um elf Prozent. Dennoch laufen die US-Geschäfte seit Jahren zäh. Der britische Erzrivale Cadbury mischt immer stärker mit, steigende Rohstoffkosten setzen beiden zu. Wrigley gelang 2007 mit einem Zukauf in Russland der Einstieg in den Schokolademarkt. Ziel war, das Geschäft auf breitere Beine zu stellen. Zuletzt war aber von einem Rückzieher die Rede: Man habe mit Kaugummis und Bonbons genug zu tun, so der Tenor.

Einzelheiten zur Übernahme liegen zunächst nicht vor. Eine Variante sei, dass Buffett mit Berkshire die Finanzierung sicher stelle und dafür eine Beteiligung an Wrigley erhalte. Mars wiederum könne mit dem Deal das Überseegeschäft stärken. "Wir kommentieren keine Spekulationen", heißt es dazu aus der Salzburger Wrigley-Vertriebszentrale auf Anfrage des Standard.

Warren Buffett verdiente seine ersten Dollars mit dem Verkauf von Coca-Cola-Sixpacks. Heute ist er mit einem Privatvermögen von geschätzt 62 Mrd. Dollar der reichste Mensch der Welt und bekannt dafür, sein Geld nach wie vor in Markenartikler wie Coca Cola zu investieren. Mars - ehemals Masterfoods - stellt Lebensmittel und Tierfutter her. Die US-Privatfirma mit einem Umsatz von 18 Mrd. Dollar führt auch zwei Produktionen in Österreich: Breitenbrunn erzeugt Waffeln und Schokoriegel, aus Bruck an der Leitha kommt Tierfutter.

Ein zäher Markt

Gemäß ACNielsen kauen 91 Prozent der Österreicher Kaugummi, gut 60 Prozent regelmäßig. 2007 legte der Markt geringfügig um 0,9 Prozent zu. Am beliebtesten sind Dragees, und 87 Prozent der Kaugummis sind zuckerfrei. Wrigley ist mit Marken wie Orbit, Airwaves und Hubba Bubba Platzhirsch am Markt. Viel Zeit zum Zurücklehnen gibt es dennoch nicht. Der Anteil der jungen Konsumenten in Europa sinkt, und teures Öl belastet: Kaugummi setzt sich aus Paraffinen zusammen, die wiederum aus Erdöl gewonnen werden.

Für Buffett wäre die Zusammenarbeit mit Mars auf jeden Fall ein ungewöhnlicher Schritt. Er handelt meist im Alleingang. (vk, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.4.2008)