Gegen Selbstregulierung der Akteure – Trichet zieht Erfolgsbilanz der Währungsunion
Redaktion
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Wien – Während sich europäische Notenbanker und Politiker am Montag in Wien für den Erfolg des Euro beglückwünschten – die Notenbank lud zu Debatten über das erste Jahrzehnt der Währungsunion seit dem Beschluss durch die EU-Spitzen am zweiten Mai 1998 –, mahnte Bundeskanzler Alfred Gusenbauer bessere Koordinierung und strengere Kontrollen im Finanzsystem ein.
Er kritisierte den Trend zur Selbstregulierung der Akteure und plädierte für einheitliche Standards und die Kontrolle der Einhaltung selbiger. Diese "Weltfinanzorganisation" solle nach dem Vorbild der Welthandelsorganisation konzipiert werden und sich auch mit Frühwarnsystemen und Krisenmanagement beschäftigen.
Der Kanzler sprach sich dafür aus, nicht nur Banken der Kontrolle zu unterwerfen – „das wäre fahrlässig“. Vielmehr sollten auch Ratingagenturen, Hedgefonds und andere Marktteilnehmer der Weltaufsicht untergeordnet werden.
Indirekte Kritik äußerte Gusenbauer an der Europäischen Zentralbank: Instrumente der makroökonomischen Koordinierung seien effektiver zu gestalten. Weiters müsse der Euroraum in der Zukunft befähigt sein, "auf Krisen wirksamer zu reagieren, überkommene Dogmen müssen dabei im Interesse eines nachhaltigen Wachstums und dauerhaft hoher Beschäftigung über Bord geworfen werden", so Gusenbauer.
Bei EZB-Chef Jean-Claude Trichet prallten die Vorstöße des Kanzlers offenbar ab. Der Franzose lobte die Währungsunion über den grünen Klee und unterstrich die Rolle des Euro bei der Schaffung von Jobs. Seit seiner Einführung 1999 seien 15,7 Mio. Arbeitsplätze geschaffen worden, dreimal mehr als in den neun Jahren davor. Die Arbeitslosigkeit sei die niedrigste seit den frühen 80er-Jahren, meinte Trichet. (as, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.4.2008)
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