Vaduz – Keine Frage, der Liechtensteiner Finanzplatz habe durch die deutsche „Steueraffäre“ Schaden gelitten, sagte der Interimsleiter der liechtensteinischen Finanzmarktaufsicht, Mario Gassner, bei der Bilanz-Pressekonferenz am Montag.

Der Schaden betreffe die Reputation, quantifizierbare Auswirkungen könnten sich erst im Laufe des Jahres zeigen, sagte Gassner. Noch sind die Zahlen gut: 2007 stieg das am umstrittenen Finanzplatz verwaltete Kundenvermögen um 21,3 Prozent auf 277,72 Milliarden Schweizer Franken (171,6 Milliarden Euro). 2089 Finanzdienstleister, darunter 16 Banken, waren tätig, zehn Prozent mehr als 2006. Sie erwirtschafteten mit 14,3 Prozent der Liechtensteiner Beschäftigten 30 Prozent des Bruttoinlandsproduktes des Fürstentums. Im Vergleich dazu die Zahlen aus der Industrie: 40 Prozent der Beschäftigten erarbeiten 40 Prozent des BIP. Während Liechtensteins Regierungschef Otmar Hasler mit der EU-Kommission über das Betrugsbekämpfungsabkommen verhandelt und nach Kompromissen sucht, gehen in Deutschland die Razzien gegen mutmaßliche Steuerbetrüger weiter. 180 Durchsuchungen bilanziert die Staatsanwaltschaft Bochum bislang. Ins schiefe Licht gerieten Liechtensteiner Stiftungen, mit denen Vermögen blickdicht vor den Finanzbehörden untergebracht werden kann. Was tat die FMA mit ihren 40 Beschäftigten, als die Liechtensteiner Beihilfe zur Steuerhinterziehung im Februar aufflog? Gassner: "Für uns stand der Schutz der Kundendaten im Vordergrund." Man habe "aufsichtsrechtliche Schritte und klare Zeichen gesetzt". Welche? Das sei "Amtsgeheimnis", wiegelte Gassner ab. Christian Reich, Bereichsleiter Banken- und Wertpapieraufsicht: "Wir werden in den nächsten Monaten landesweit die Datensicherheit untersuchen."

Bei aller Verschwiegenheit bekennen sich die Liechtensteiner Finanzmarkt-Wächter zu internationaler Regulierung. Gassner: "Erfüllen wir diese Standards nicht, kommen auf den Finanzmarkt Reputationsrisiken zu." Deshalb solle Liechtenstein "nicht ständig Entwicklungen hinterherrennen", sondern "proaktiv und international kompatibel regulieren". (Jutta Berger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.4.2008)