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Die deutschen Fans gelten seit ihrer Heim-WM als Weltmeister des Public Viewings. Der Titel könnte in Österreich verteidigt werden.

Foto: AP/ Bruns
Schwarz-rot-goldene Fahnen, fröhliche und friedliche Fans, die Deutschlands Innenstädte in riesige Partymeilen verwandeln - an diese Bilder aus dem Sommer 2006 erinnert man sich in Deutschland gerne. Den offiziellen Titel bekamen die Deutschen bei der WM im eigenen Lande zwar nicht, aber sie gelten seither als inoffizielle Weltmeister im Public Viewing.

Und nun haben sie die EURO fest im Blick und rüsten sich bereits für die Reise nach Österreich - wenngleich nur ein Bruchteil der Fans Karten ergattern konnte. Insgesamt 21.000 Tickets gingen an deutsche Fans, angefragt wurden beim Deutschen Fußballbund jedoch 2,6 Millionen. "Natürlich wollen die meisten Fans wissen, ob es noch Karten gibt. Wir bekommen aber auch sehr viele Anfragen zu Übernachtungsmöglichkeiten", sagt Michael Gabriel, Leiter der deutschen Koordinationsstelle Fan-Projekte, zum Standard.

Alle Tickets offiziell ausverkauft, hören die Fans dann von den Betreuern. Dass jedoch so mancher Sponsor das ihm zugeschanzte Kontingent an Tickets nicht ausschöpft und man so vor den Stadien noch zum Glückskauf kommen kann, braucht man einem eingefleischten Fan ohnehin nicht zu sagen. Doch viele sind sowieso auch ticketlos glücklich. Sie wollen auch ohne Karten auf jeden Fall nach Österreich. Wie viele genau die Koffer packen werden, ist unklar, aber die Zahl wird in die Zehntausende gehen. "Bei der EM 2004, als die Deutschen in Porto spielten, waren 20.000 deutsche Fans vor Ort", erinnert sich Gabriel. Und Österreich liegt im Gegensatz zu Portugal ja quasi vor der Haustüre. "Wir haben gute Rückmeldungen bis jetzt. Den Fans gefallen die günstigen Fanquartiere und die Sonderangebote der Bahn", erklärt Gabriel.

Fragen nach der Polizei

Doch auch Sicherheitsaspekte spielen bei den Anhängern der deutschen Nationalmannschaft eine wichtige Rolle. Sie wollen wissen, wie die Polizei in Österreich während der Spiele auftreten wird. Diesbezüglich kann Gabriel sie zunächst beruhigen: "Wir haben sehr gute Gespräche geführt und hören, dass die Polizei prinzipiell freundlich und zurückhaltend sein will."

Der Fan-Experte ist auch zuversichtlich, was das Benehmen der Reisenden angeht: "Das Verhältnis zur deutschen Nationalmannschaft hat sich verändert. Früher fuhren viele Hooligans zu den internationalen Turnieren, heute jedoch steht das friedliche Fest im Vordergrund. Die Fans sind vielfach ganz andere als noch vor zehn Jahren." Dazu hat das Public Viewing bei der WM viel beigetragen. Das Fußballschauen wurde zum Familien-Happening. Unvergessen aber ist auch die WM 1998 in Frankreich, wo deutsche Hooligans den französischen Polizisten Daniel Nivel ins Koma prügelten.

Hooligans droht Sperre

Auf amtsbekannte Problemfans konzentriert sich die deutsche Polizei schon jetzt. In einer "Gefährderansprache" erklärt sie ihnen zunächst, dass sie zu Hause bleiben und nicht bei der EURO randalieren dürfen. Haben die Beamten das Gefühl, dass ihre Worte nichts fruchten, so bekommen die Hooligans "Meldeauflagen" - sie müssen sich dann während des Turniers beim heimischen Polizeirevier melden. Geschieht das nicht, wird eine Ausreisesperre verhängt. (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, Printausgabe, Dienstag, 29. April 2008)