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Die Gesamterträge der Deutschen Bank halbierten sich zwischen Jänner und März auf 4,6 Milliarden Euro.

Foto: Reuters/Kai Pfaffenbach
Frankfurt - Die Finanzmarktkrise hat die Deutsche Bank erstmals seit fünf Jahren in die Verlustzone gedrückt. Im ersten Quartal 2008 musste Deutschlands größte Bank ein Minus von 141 Mio. Euro nach Steuern hinnehmen - nachdem im Vorjahreszeitraum der Rekordwert von 2,1 Mrd. Euro erzielt worden war. Vor einem tieferen Absturz in die roten Zahlen wurde der DAX-Konzern nach Angaben vom Dienstag durch den Verkauf von Beteiligungen an Industrieunternehmen bewahrt. Zuletzt hatte die Deutsche Bank im ersten Quartal 2003 mit minus 219 Mio. Euro einen Verlust nach Steuern ausgewiesen.

Turbulenzen

Wegen der andauernden Turbulenzen an den Finanzmärkten musste die Deutsche Bank von Jänner bis Ende März weitere 2,7 Mrd. Euro Wertberichtigungen verkraften. Damit summierten sich die Belastungen inzwischen auf insgesamt gut fünf Mrd. Euro. "Im ersten Quartal 2008 war die Lage an den Finanzmärkten so schwierig wie noch nie zuvor in der jüngeren Geschichte", resümierte Vorstandschef Josef Ackermann in einem Brief an die Aktionäre. "Im März nahm der Druck auf den Bankensektor das bisher größte Ausmaß seit Ausbruch der Finanzmarktkrise an." Die Krise war vom US-Immobilienmarkt ausgegangen und führt seit Sommer 2007 weltweit zu Verwerfungen.

Ein Ende der Krise ist nach Einschätzung von Ackermann nicht in Sicht: "Kurzfristig sind die Aussichten in höchstem Maße unsicher." Die Kredit- und Liquiditätslage bleibe angespannt, die Zurückhaltung der Investoren dauere an. "Aber kürzlich gab es auch einige ermutigende Entwicklungen", betonte der Deutsche-Bank-Chef. Im April seien erste Anzeichen einer Stabilisierung an den Finanzmärkten zu erkennen gewesen. Die aktuellen Bewertungen bestimmter Vermögenspositionen weckten zunehmend das Interesse der Anleger. Geschäftsbanken, Notenbanken und Regierungen hätten ihren Willen deutlich gemacht, gegenzusteuern. Für die Deutsche Bank zeigte sich Ackermann zuversichtlich: "Die Deutsche Bank ist gut gerüstet. Wir sind zuversichtlich, aus dieser Krise stärker denn je hervorzugehen."

Verkauf von Beteiligungen

Einen Teil der Einbußen im Investmentbanking, dem Hauptstandbein des Konzerns, konnte die Deutsche Bank im Auftaktquartal durch den Verkauf von Beteiligungen sowie geringere Personalkosten und ein besseres Privatkundengeschäft ausgleichen. So reduzierte die Bank ihre Beteiligung am Autohersteller Daimler von 4,4 Prozent Ende Dezember auf 2,9 Prozent Ende des ersten Quartals. Beim Versicherungskonzern Allianz blieben von 1,7 Prozent noch 1,5 Prozent, der Anteil an Linde wurde von 5,2 auf 3,8 Prozent verringert. Insgesamt verzeichnete die Deutsche Bank durch die Anteilsverkäufe einen Buchgewinn von 854 Mio. Euro vor Steuern. Ohne die Beteiligungsverkäufe hätte der Konzernverlust vor Steuern im Berichtsquartal statt 254 Mio. Euro 1,1 Mrd. Euro betragen. Ein Jahr zuvor hatte die Bank einen Vorsteuergewinn von 3,2 Mrd. Euro ausgewiesen.

Die Gesamterträge der Bank halbierten sich im ersten Quartal 2008 auf 4,6 (Vorjahreszeitraum: 9,6) Mrd. Euro. Die bereinigte Eigenkapitalrendite vor Steuern - die Zielgröße der Deutschen Bank - lag im ersten Quartal bei minus drei Prozent nach plus 44 Prozent im Vorjahr. Die Zahl der Vollzeitstellen sank in den ersten drei Monaten 2008 leicht um 16 auf 78.275. Im Vergleich zum Auftaktquartal des Vorjahres bedeutete dies jedoch ein Plus von sieben Prozent oder mehr als 5.000 Stellen. In Deutschland stieg die Zahl der Mitarbeiter von Jänner bis Ende März um 125 auf 27.904. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum war dies ein Plus von zwei Prozent oder knapp 500 Stellen. Die Personalkosten wurden zugleich um fast ein Drittel gesenkt: Sie lagen im ersten Quartal bei 2,93 (4,33) Mrd. Euro. Ursache dafür sind vor allem deutlich geringere Bonuszahlungen, die wegen der eingebrochenen Erträge kräftig zurückgeschraubt wurden. (APA/dpa)