Aufruf an reiche Länder
Der UNO-Chef hatte ein Krisentreffen in der Schweizer Hauptstadt geleitet. Er rief die reichen Staaten dazu auf, mehr Gelder für den Kampf gegen den Hunger bereitzustellen. Das Welternährungsprogramm (WFP) braucht dieses Jahr aufgrund der Krise zusätzlich 755 Mio. US-Dollar, hat das Geld bislang aber bei weitem nicht zusammen. Das WFP versorgt mehr als 70 Millionen Bedürftige.
Weltbank-Präsident Robert Zoellick sagte nach dem Treffen: "Die nächsten Wochen sind entscheidend, um die Krise anzugehen." Die Weltbank hatte schon früher angekündigt, Kredithilfen für Afrikas Landwirtschaft 2009 auf 800 Mio. Dollar aufzustocken. Auch die UNO-Landwirtschaftsorganisation (FAO) will Programme in den armen Ländern intensivieren.
Zoellick betonte, dass die Verhängung von Exportsperren für Lebensmittel das Problem nur verschärfen werde. Entwicklungsländer wie Indien hatten die Ausfuhr von Grundnahrungsmitteln verboten, um die eigene Bevölkerung zu versorgen. Neben der Nothilfe müsse die internationale Gemeinschaft auch langfristige Lösungen wie eine Stärkung des Welthandels in Angriff nehmen, so Zoellick.
Die Nahrungskrise zeige, wie dringend ein Abschluss der Doha-Gespräche über eine Liberalisierung des Welthandels ist, sagte WTO-Chef Pascal Lamy. Ein gemeinsames Vorgehen unter dem Dach der UNO könne den WTO-Mitgliedern die politische Energie geben, Entwicklungsländern bei der Steigerung der Lebensmittelproduktion zu helfen.
Preisexplosion
Die Nahrungspreise sind nach FAO-Angaben von März 2007 bis März 2008 durchschnittlich um 57 Prozent angezogen. Bei einzelnen Nahrungsmitteln wie Reis stiegen die Preise laut FAO von März 2007 bis März 2008 um mehr als 70 Prozent. Die Preisexplosion führte zu Unruhen rund um den Globus. Mehr als 33 Länder sind laut Weltbank von den Hungerrevolten betroffen oder bedroht. Zudem fürchtet die Weltbank, dass die Lebensmittelkrise mehr als 100 Millionen Menschen unter die Armutsschwelle von einem US-Dollar pro Tag drücken könne.