Wien - Die Raiffeisen Holding NÖ-Wien hat 2007 ihr siebentes Rekordergebnis in Folge erzielt und konnte weiter an Wert zulegen: Seit dem Jahr 2000 hat sich der Beteiligungswert auf 5 Mrd. Euro vervierfacht. Zurückzuführen sei dies auf die frühzeitige Fokussierung auf die Wachstumsregion Mittel-, Ost- und Südosteuropa sowie die breite Aufstellung der Holding auf fünf Säulen, allen voran die Banken, sagte Holding-Generaldirektor Erwin Hameseder am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz in Wien.

Trotz eingetrübter Großwetterlage - mit steigenden Refinanzierungskosten, hohen Rohstoffpreisen, gedämpften Konjunkturaussichten und einem für Exportgeschäfte schwierigen Euro/Dollar-Kurs - "hat sich die Raiffeisen Holding 2007 in ihren Kerngeschäftsfeldern sehr zufriedenstellend entwickelt", so Hameseder.

2007 sei ein "gutes Jahr" gewesen: Das Konzernergebnis vor Steuern lag bei 634 Mio. Euro, was einem Plus von 26 Prozent gegenüber den 503 Mio. Euro im Jahr davor entspricht. Darin sind den Angaben zufolge Einmaleffekte von 230 Mio. Euro enthalten, vor allem bedingt durch den Einstieg des russischen Geschäftsmannes Oleg Deripaska als dritter Partner bei der Strabag, deren Börsengang sowie Wertpapierbewertungen. Bereinigt liege die Steigerung bei 9 Prozent.

Wert der Finanzanlagen steigt deutlich

Die Bilanzsumme des Konzerns ist um 3,5 auf 21,5 Mrd. Euro um 19 Prozent gewachsen. Mittlerweile sind 119 Unternehmen - darunter RLB NÖ-Wien, LLI und NÖM - in der Holding vollkonsolidiert und 7 Firmen - allen voran RZB, Agrana, Strabag und Do&Co - at equity bilanziert sind. Der Wert der Finanzanlagen und Beteiligungen stieg im Jahresvergleich um 28 Prozent auf 7,8 Mrd. Euro, die Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber Kunden und Banken erhöhten sich um 10 Prozent auf 10,7 Mrd. Euro bzw. um 21 Prozent auf 13 Mrd. Euro.

Das Eigenkapital verbesserte sich um 23 Prozent auf 2,9 Mrd. Euro und stelle damit eine "solide Basis für die Fortsetzung des Wachstumskurses" dar, sagte Holding-Direktor Kurt Miesenböck. Der Holding-Umsatz wurde mit 18 Mrd. Euro (ohne Banken, nur aus Industrie- und Dienstleistungen) angegeben. Drei Viertel davon seien im Ausland erwirtschaftet worden.

"Um die niederösterreichischen Eigentümer 2008 besonders zu stärken" schüttet die Holding an die genossenschaftlichen Mitglieder inklusive Sonderdividende für 2007 rund 66,7 Mio. Euro aus. Das ist die beste Dividende bisher. 2006 wurden 14,77 Mio. Euro ausgeschüttet. Damit würden die Eigentümer für die Fortsetzung ihres Wachstumskurses gestärkt, sagte Hameseder. Die Basis dafür sei die hohe Eigenmittelquote im Konzern von 17 Prozent, was doppelt soviel ist wie gesetzlich vorgeschrieben.

3.900 Standorte

Mitziehen werde die Raiffeisen Holding NÖ-Wien auch an den Eigenmittelmaßnahmen der RLB NÖ-Wien, die sich wie berichtet bis zu 250.000 Stück junge Aktien bei der Hauptversammlung am Mittwoch genehmigen lassen wird, von denen 2009 eine erste Tranche im Gegenwert von rund 250 Mio. Euro abgerufen werden soll.

Die Beteiligungsbank unter dem Giebelkreuz hat derzeit in all ihren Unternehmen zusammen rund 150.000 Mitarbeiter an 3.900 Standorten, das sind um 16.000 Mitarbeiter mehr als 2006. In Österreich sind 20.000 Mitarbeiter beschäftigt.

2008 werde ein "schwierigeres Jahr, in dem sich die Ergebniskurve einbremsen" werde, sagte Hameseder zum Ausblick. Er geht erneut von einem "Ergebnishoch" aus, also von einer Fortsetzung des Wachstumskurses bei Umsatz und Ergebnis, präzisierte er. Das Wachstum werde aber mit einem "Plus im hohen einstelligen Bereich" schwächer als zuletzt ausfallen.

Immobilien-Bereich soll forciert werden

Im vor zwei Jahren neu gegründeten Geschäftsfeld "Erneuerbare Energien" seien 100 Mio. Euro an Eigenkapital reserviert. Der Großteil dessen werde aber ins Ausland fließen, weil in Österreich das Ökostromgesetz die Errichtung und den Betrieb derartiger Anlagen nicht attraktiv genug mache, so der Generaldirektor der Raiffeisen Holding NÖ-Wien, Erwin Hameseder, am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz in Wien. Eine Novellierung sei daher notwendig.

Das erste Projekt in Österreich, eine Biogasanlage in Orth/Donau mit Investitionen von 5 Mio. Euro wurde 2007 realisiert. Der Rohstoff dafür komme von 22 Landwirten aus der Region, verwendet werde Silage, kein Getreide, betonte der Holding-Chef. Damit versorge die Genossenschaft 2.000 Haushalte mit Strom und 250 Haushalte mit Wärme. Dies sei ein gelungenes Beispiel, wie Klimaschutz funktioniere, sagte Hameseder.

In Deutschland werde die Raiffeisen Holding bis Ende 2009 rund 35 Mio. Euro in Bioenergie-Projekte investieren, in Nord-Italien seien konkrete Projekte mit Kosten von mehr als 40 Mio. Euro in Planung, hieß es.

Im Immobilienbereich, wo die Geschäftsleitung der Raiffeisen Holding NÖ-Wien wie berichtet ab 1.7.2008 mit der ehemaligen Chefin der ÖBB-Immobilien GmbH, Michaela Steinacker, erweitert wird, wolle man künftig "verstärkt aufzeigen", wie es Hameseder formulierte. Derzeit fließe mit 1 Mrd. Euro ein Fünftel des gesamten Investitionsvolumens der Holding in hauptsächlich gewerbliche Immobilien. (APA)