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Laut internen Ermittlern wurde 2005 ein unter Korruptionsverdacht stehender Angestellter nicht entlassen, um sein Auspacken über Schwarzgeldkonten gegenüber Staatsanwälten und Medien zu verhindern.

Foto: AP/Lein
München - In der Siemens-Schmiergeld-Affäre hat die mit den Ermittlungen beauftragte US-Kanzlei Debevoise & Plimpton umfangreiche Gesetzesverstöße aufgedeckt. "Die Kanzlei hat in nahezu allen untersuchten Geschäftsbereichen und in zahlreichen Ländern Belege für Fehlverhalten im Hinblick auf in- und ausländische Anti-Korruptionsvorschriften gefunden", teilte Siemens am Dienstag anlässlich einer Aufsichtsratssitzung in München mit.

"Solche umfassen nicht nur direkte Korruptionsvorfälle, sondern vielfach auch Verletzungen von Vorschriften, die sich auf die internen Kontrollen und die Korrektheit der Dokumentationen beziehen", heißt es in der Aussendung weiter, die Siemens auch auf der Konzern-Website veröffentlichte. Debevoise berichtete dem Compliance-Ausschuss des Aufsichtsrats zu den Entwicklungen solcher Geschäftsvorfälle zwischen 1999 und 2006 und über das Verhalten des Managements bei diesen Geschäftspraktiken.

"Gezielte Vertuschung"

Nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwochsausgabe) soll unter dem früheren Siemens-Management auch ganz gezielt vertuscht worden sein. Die internen Ermittler des Konzerns hätten Hinweise gefunden, wonach das Unternehmen im Jahr 2005 einen unter Korruptionsverdacht stehenden Angestellten nicht entlassen habe, um sein Auspacken über Schwarzgeldkonten gegenüber Staatsanwälten und Medien zu verhindern.

Einer nun gefunden Notiz zufolge hatte ein Siemens-Jurist am 17. Oktober 2005 einen als "vertraulich" gekennzeichneten Vermerk über einen Mitarbeiter angefertigt, der eine schwarze Kasse in Österreich verwaltet hatte, wie die Zeitung berichtete. Über diese Kasse seien der Notiz zufolge 1994 bis 1998 Zahlungen in Höhe von 115 Millionen Euro abgewickelt worden.

Der Siemens-Jurist habe sich demnach dennoch gegen eine Entlassung des Mitarbeiters ausgesprochen. Damit sollte sich Siemens dessen Loyalität sichern und ein Auspacken verhindert werden. (APA/dpa/red)